Deutschlernen schwer gemacht

Viele Migrantinnen wollen ihre Deutschkenntnisse verbessern, um ihren Kindern die Integration zu erleichtern. Das für die Mütterkurse zuständige Bundesamt kommt aber nicht aus den Startlöchern

Wenn die Mütter Deutsch lernen, ist die Integration der Familie gesichert

VON NATALIE WIESMANN

Sie wollen Deutsch lernen, damit ihre Kinder in der Schule bessere Chancen haben. Die 20 Frauen aus Indien, Marokko, Sri Lanka und der Türkei besuchen mit großer Motivation einen so genannten Mütterkurs beim Dortmunder Projekt Deutsch lernen (PJL). Ob sie den Kurs fortsetzen können, steht jedoch in der Schwebe.

„Das Bundesamt für Migration hat die Gelder dafür noch nicht bewilligt“, sagt Thomas Wild, Vorstand beim Trägerverein vom PJL. Schon in den vergangenen Jahren musste sein Verein aufgrund von Kürzungen die Anzahl der Deutschkurse um zwei Drittel zurückfahren. Für die Fortführung der übrig gebliebenen Mütterkurse ist dann die Stadt eingesprungen. Diese will sich jetzt aber aus der Finanzierung ganz herausziehen.

Der Kurs wäre nicht in Gefahr, wenn das Bundesamt seine Aufgabe wahrnehmen würde: Im Zuwanderungsgesetz ist die Förderung von Deutschkursen von Mütterkursen seit seinem Inkrafttreten am 1. Januar vorgesehen. Doch das Bundesamt scheint schlecht aufgestellt. „Die müssen erst einmal jeden Antrag einzeln prüfen, das kann sich über Monate hinziehen“, so Wild.

Bei der Volkshochschule in Gelsenkirchen wird die Nachricht, dass das Bundesamt demnächst die Mütterkurse finanzieren will, mit großer Freude aufgenommen. „Wenn die Mütter Deutsch lernen, ist die Integration der ganzen Familie gesichert“, sagt Rolf Bonn, Leiter der Abteilung „Deutsch als Fremdsprache“. Die Mütter könnten dann besser verstehen, wie das deutsche Schulsystem funktioniert und selbstbewusst Kontakt zu den LehrerInnen aufnehmen.

Auch Bonn kritisiert den bürokratischen Aufwand, den das Bundesamt betreibt. Die Frauen müssten mehrmals antreten und viele Papiere anschleppen. „Früher lief das so einfach: Wenn sich einige Mütter zusammen gefunden hatten, konnte der Kurs beginnen.“

Am Wichtigsten sei es, so Bonn, dass die Frauen nah an ihrem Zuhause unterrichtet und ihre Kinder betreut würden. „Die Kinderbetreuung will jetzt auch das Bundesamt für Migration garantieren.“ Einen Deutschkurs für jede lernwillige Mutter wird es dennoch nicht geben: „Der Andrang auf die Kurse war schon immer größer als das Angebot“, sagt Bonn.

Die Lehrerin des Dortmunder Mütterkurses, Ute Cüceoglu, würde sich schon freuen, wenn sie ihre jetzige Klasse ohne Hindernisse weiter unterrichten könnte. „Die sind fest zusammengewachsen und machen große Fortschritte“, sagt sie. „Wenn der Kurs in ein paar Wochen zu Ende geht, entsteht erst einmal eine große Lücke.“

Spätaussiedlerinnen und Migrantinnen werden übrigens – trotz angekündigter Vereinheitlichung – weiterhin ungleich behandelt: Deutschstämmige Frauen können kostenlos Deutsch lernen, die Migrantinnen müssen einen Euro pro Stunde beisteuern. „Die Frauen haben trotz ihres oft geringen Haushaltseinkommen großes Interesse, ihre Kenntnisse zu verbessern“, sagt Cüceoglu. Da dürfe man ihnen keine Steine in den Weg legen.