Jenseits von Taliban und Burka

Mit Spielfilmen und Dokumentationen will das erste afghanische Filmfestival in Köln vom 15. bis 24. April Bilder jenseits üblicher Klischees vom Land am Hindukusch zeigen

KÖLN taz ■ „Die aktuellen Filme Afghanistans liegen ganz nah am Leben“, beschreibt die iranische Filmemacherin und Autorin Siba Shakib den Zustand des Kinos im Land am Hindukusch. 16 dieser Filme sind vom 15. bis 24. April im Kölner Filmhaus zu sehen. Die Filmreihe soll „Afghanistan in deutsche Kinos holen, jungen afghanischen Nachwuchsregisseuren ein Forum bieten und neue Bilderwelten jenseits bestehender Klischees präsentieren“, erklärt Martin Gerner, Mitinitiator des Filmfestivals.

Neben dem Debütfilm des Regisseurs Siddig Barmak, „Osama“, der 2003 mit dem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurde, wird die afghanische Wirklichkeit aus der Sicht des Schriftstellers und Filmemachers Atiq Rahimi gezeigt. Sein Erstlingswerk „Erde und Asche“, das als Debütroman 1999 in seiner zweiten Heimat Paris erschien, erzählt die traurige Geschichte eines alten Mannes, der auf einer staubigen Landstraße auf einen Lastwagen wartet, um seinem Sohn die Nachricht vom Tod seiner Frau, der Mutter und der ganzen Familie zu überbringen.

Ein weiteres Schicksal zeigt der 50-minütige Film „Three dots“ von Roya Sadat, einer 23-jährigen Regisseurin aus Herat. Darin wird eine allein stehende Frau mit zwei Kindern gezwungen, als Drogenkurierin Opium in den Iran zu schmuggeln. Die Regisseurin und die Schauspielerin Gul Afrooz sind neben zehn weiteren afghanischen Cineasten auf dem Festival zu Gast.

Neben aktuellen einheimischen Dokumentationen zeigen Filmemacher aus der Schweiz, Irland und den USA ihre Bilderwelten von diesem Land. Podiumsdiskussionen thematisieren die politische und cineastische Zukunft Afghanistans.

Die Förderer und Medienpartner dieser Premiere, darunter Deutsche Welle, Filmstiftung NRW und Auswärtiges Amt, werden mit einer Summe von 500 Euro den afghanischen Filmnachwuchs prämieren. Eine Fotoausstellung von Martin Gerner im Foyer des Kölner Filmhauses und die Party „I Love Kabul“, deren Einnahmen dem Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan zu Gute kommen sollen, ergänzen das Festivalprogramm. FAHIMEH FARSAIE