Streit um Synagogen-Sieger

Der Sieger des Bochumer Architektenwettbewerbs für den Neubau des jüdischen Gotteshauses soll seinen Entwurf nach Arbeiten seiner Studierenden konzipiert haben

BOCHUM taz ■ Der Gewinner des Architektenwettbewerbs zur Bochumer Synagoge soll sich mit fremden Lorbeeren geschmückt haben: Der Bund deutscher Architekten wirft dem Bochumer Professor Peter Schmitz vor, sein Konzept nicht alleine, sondern mit Hilfe von Arbeiten seiner Studierenden erstellt zu haben. Die Architektenkammer NRW aus Düsseldorf wird den Fall jetzt prüfen.

Schmitz hatte sich vor einem Monat gegen 34 weitere Projektvorschläge durchgesetzt. „Er hat sich zu Unrecht einen Vorteil verschafft“, sagt Wulf Schmiedeknecht, Bochumer Architekt und Vorsitzender des Bundes deutscher Architekten (BDA) für die Region Bochum. Der BDA ist eine private Vereinigung und hat nun an die Architektenkammer, die im Auftrag der Landesregierung Wettbewerbe überprüft, einen Brief geschrieben. In diesem stellt der BDA 14 Fragen zu Schmitz` Konzept. „Zunächst sind es ja nur Gerüchte“, sagt Schmiedeknecht. Ihn hätten aber zahlreiche Architekten aus dem Ruhrgebiet angerufen, die sich übervorteilt gefühlt hätten. Schmitz habe von Studierenden seiner Fachhochschule Bochum neun Diplomarbeiten zu dem Thema verfassen lassen. Eine davon sei sogar in der Novemberausgabe der Deutschen Bauzeitung veröffentlicht werden.

Schmitz selbst versteht „dieses Nachkarten“ nicht. Selbstverständlich habe Waffengleichheit unter den Architekten bestanden. Das Preisgericht habe seinen Vorschlag am besten gefunden, außerdem habe er nie einen Hehl daraus gemacht, ein Seminar zur Bochumer Synagoge veranstaltet zu haben.

Die Architektenkammer sieht das ähnlich. „Die Mitarbeit der Studenten war vorher bekannt“, sagt ihr Sprecher Christof Rose. Selbst in der Begründung der Jury sei dies erwähnt worden. Außerdem sei es nie ganz transparent, wer an den Modellen mitgearbeitet habe. „Trotzdem werden wir das Verfahren prüfen“, sagt Rose. Die Kammer wolle solche Verfahren rein halten. Sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich unfair zugegangen sei, werde die Synagoge trotzdem so gebaut. „Das ist dann nur ein Problem unter den Urhebern.“

Erst vor einem Monat wurde Schmitz` Vorschlag in Bochum gefeiert: Neben dem Planetarium im Stadtpark soll ein Tempel-ähnliches Haus auf einem Plateau entstehen. So soll die Synagoge leichter vor möglichen Schändungen zu schützen sein. Anfang des kommenden Jahres soll der Wiederaufbau des jüdischen Gotteshauses 60 Jahre nach seiner Zerstörung durch die Nazis beginnen. Die sieben Millionen Euro Baukosten teilen sich Land, Stadt und Gemeinde. Schmiedeknechts Konzept soll bei der Jury übrigens leer ausgegangen sein. ANNIKA JOERES