zahl der woche
: Neue Freuden des alten Don Quijote

2.061

Don Quijote würde viel zu tun haben im heutigen Spanien. Überall im Land stehen die Riesen mit langen Armen. Anders als vor 400 Jahren sind das aber heute keine Getreidemühlen, sondern Generatoren. Nirgendwo auf der Welt kamen im letzten Jahr mehr hinzu: Spanien hat Deutschland den Rang abgelaufen. Die World Wind Energy Association bezifferte in dieser Woche die Leistung der neuen Windräder auf 2.061 Megawatt – 40 mehr als in Deutschland.

Jetzt soll der Sektor gar noch ausgebaut werden. Der Anteil erneuerbarer Energie soll nach Angaben des Industrieministeriums im Jahr 2010 bei 17 Prozent liegen – ohne die Wasserkraftwerke. In einem ehrgeizigen Programm soll die Stromleistung aus Windkraft von derzeit 6.500 Megawatt auf 20.000 Megawatt verdreifacht werden. Die Vorgänger der derzeitigen sozialistischen Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero wollten nur auf 13.000 Megawatt aufstocken. Auch die Sonnenkraft soll mehr als bisher genutzt werden. Bei deren Nutzung ist ausgerechnet das sonnenverwöhnte Spanien eines der Schlusslichter der Union.

Ganz freiwillig ist diese Politik nicht: Als Umweltministerin Cristina Narbona vor einem Jahr die Amtsgeschäfte übernahm, war Spanien noch vor den USA Spitzenreiter, was Verstöße gegen das Klimaschutzabkommen von Kioto betraf. Um den wirtschaftlichen Nachholprozess zu decken, wird Spanien im Protokoll bis 2012 zwar ein zusätzlicher Kohlendioxidausstoß von 15 Prozent zugestanden. Doch bereits heute bläst das Land 39 Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre als 1990.

Der Ausbau der erneuerbaren Energie ist ein Bestandteil einer Gegenstrategie: Zwischen 2005 und 2007 soll die CO2-Produktion um 0,4 Prozent zurückgehen, bis 2012 auf 24 Prozent begrenzt werden. Selbst damit verfehlt Spanien sein Kioto-Ziel deutlich.

Das größte Problem ist die Wasserknappheit der Iberischen Halbinsel. Umweltministerin Narbona möchte 15 Entsalzungsanlagen bauen, um die Bewässerungslandwirtschaft und den Tourismus zu versorgen. Diese werden nicht etwa mit Sonnenenergie betrieben – was ein spanisches Patent durchaus möglich machen würde –, sondern mit Strom aus Kohlekraft. Damit werden die Anstrengungen auf dem Erneuerbare-Energien-Sektor natürlich wieder zunichte gemacht.

Ein anderer Schwachpunkt der spanischen Pläne ist die Wiederaufforstung. Spanien will einen Teil des Kohlendioxidausstoßes mit neuen Waldflächen ausgleichen. Bisher scheitert diese Politik. Denn Jahr für Jahr brennt mehr ab als aufgeforstet wird.

REINER WANDLER