Schautzers Gesicht

Prominenter Auftakt der Woche gegen Rassismus

Das soll der Aufstand gegen Rechts sein? Ältere Herren im Anzug, Damen im Kostüm, Fernsehsenior Max Schautzer...?

Immerhin, der Ort stimmt: Im alternativen Düsseldorfer ‚Zakk‘ besteigt Peter Jamin vor 150 Besuchern die Bühne. Der Düsseldorfer Schriftsteller hat den Abend organisiert. NRW soll wieder einmal gegen Rassismus und Rechtsextremismus aufgerüttelt werden. Die Initiative „Gesicht zeigen“ hat zum Auftakt der Aktionswoche gegen Rassismus geladen. Bis nächsten Montag – dem internationalen Tag gegen Rassismus – soll der Aufstand der Anständigen angezettelt werden.

Auch Max Schautzer soll den gebrauchen können. Der ehemalige ARD-Moderator wird angekündigt als Diskriminierungsopfer – aus Altersgründen wurde er geschasst. Ob er sich deswegen gegen Rassismus engagiere? Lieber kokettiert Schautzer mit seiner österreichischen Herkunft. Wie er im Kölner Ausländeramt aufgenommen wurde: „Du gehen dahin und füllen Blatt aus.“ Der Fernsehmann beruft sich dann auf einen noch Bekannteren – liest „Heimat“, Kurt Tucholskys Appell für richtig verstandene Heimatliebe.

Prominente gründeten im Sommer 2000 auch den Verein „Gesicht zeigen – Aktion weltoffenes Deutschland“; Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden und der ehemalige Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye bilden den Vorstand. Zur Auftaktveranstaltung sind sie nicht gekommen. Überhaupt scheint NRW wenig Interesse an der Aktionswoche zu haben: Von bundesweit 190 Veranstaltungen finden hier nur knapp 20 statt. Auch Vertreter der Landespolitik blieben fern.

Dafür wurden an diesem Abend aus Kultur, Lesungen und Reden deutliche Worte gefunden: „Die große öffentliche Diskussion über das Thema reicht nicht“, sagt Autor Jamin: „Erst wenn wir es schaffen, in Schulen und Kneipen Rassismus zu einem echten Thema zu machen, können wir beides besiegen.“ Jamin fordert eine Demokratie-Therapie: „Da müssen Verurteilte eben einen Demokratie-Kurs besuchen.“

Sein Kollege Jens Prüss nennt Roland Koch und Günter Beckstein, warnt vor Politikern, die Ressentiments bedienen: „Mit Ausländerzoten können sie sicher sein, beim konservativen Publikum am sichersten Applaus zu ernten.“ Unterstützung komme von wohlfeilen Medien: „Da tut sich die Rheinische Post besonders hervor“, schimpft Prüss und schaut dabei der Feuilleton-Redaktion der RP ins Gesicht. Die warten in der ersten Reihe auf den eigenen Auftritt. Prüss versöhnlich: „Ich meine natürlich nur Ihre Politik-redaktion.“ SVEN PRANGE

INFOS: www.gesichtzeigen.de