Bitte lächeln!

Die Idee des „Plus-Taxi“ kommt aus Dortmund. Im April soll sie auch in Hannover eingeführt werden. Nicht alle Taxifahrer sind begeistert. Das quasi-monopolistische Taxiunternehmen „Hallo Taxi – 3811“ dagegen schon

Es klingt nach einer Spitzenidee. Was tun, wenn die Branche in der Krise steckt, die Umsätze stagnieren oder sinken? Man verbessert das Angebot. „Am 26. November 2003 wurde das Qualitätssiegel „Plus Taxi“ erstmals an 126 Fahrer und Fahrzeuge in Dortmund vergeben“, berichtet die Industrie- und Handelskammer der Stadt. „Inzwischen verzeichnet die Brancheninitiative weit über die Stadtgrenzen Dortmunds hinweg gute Erfolge.“

365 der 763 Dortmunder Taxis haben inzwischen die Plakette mit der Aufschrift „Plus Taxi“ an der Windschutzscheibe kleben. Von den Fahrern dieser Taxis werden verlangt: „gepflegte Erscheinung und gute Umgangsformen, Ortskenntnisse, Diskretion, Pünktlichkeit sowie das Beherrschen der deutschen Sprache.“ Sagt die Industrie- und Handelskammer Dortmund, die das Gütesiegel verleiht.

Wie aber werden aus ungepflegten, desorientierten und des Deutschen kaum mächtigen Taxifahrern, die das Gewerbe in Verruf bringen, solche Musterknaben? Ganz einfach: „Um den Katalog der Mindeststandards für Fahrer und Fahrzeuge zu garantieren, nehmen alle Fahrerinnen und Fahrer an einer eintägigen Schulung teil.“

Um mehr als 95 Prozent seien die Beschwerden seit der Einführung des Plus-Taxis zurückgegangen, meldet die Taxizentrale in Dortmund. Der Bundesverband Deutscher Taxi- und Mietwagenunternehmer ist von der Idee so begeistert, dass er das „Plus-Taxi“ deutschlandweit einführen will. Berlin und Hamburg stünden schon kurz davor, meldet der Verband.

Wie es scheint, wird Hannover aber schneller sein. In der niedersächsischen Landeshauptstadt, deren Taxis fast alle zur Zentrale „Hallo Taxi – 3811“ gehören, soll die Plakette schon im April kommen. „Wir sind noch dabei, einen Button zu kreieren“, sagt Reinhard Bellmann, der Geschäftsführer von „Hallo Taxi – 3811“. „Wir denken da an einen Smiley.“

Wie beim Dortmunder Vorbild soll das Wunder, das unfreundliche Taxifahrern in freundliche verwandelt, auch in Hannover an einem Tag geschehen. „Ein halber Tag mit ausgiebiger Prüfung“, sagt Taxichef Bellmann. Wie das Wunder funktioniert, verrät er auch: „Wir bemühen uns, den Dialog zum Kunden so eng wie möglich zu halten.“ Was bedeutet: „Wir haben eine Datei der Kunden, die bei uns anrufen. Und wir haben Leute im Außendienst, die gehen zu den Kunden hin.“ Wenn Beschwerden kommen, dürfte der Plus-Taxifahrer die längste Zeit Plus-Taxi gefahren sein.

Kein Wunder also, dass nicht alle Fahrer von der Idee begeistert sind. „Wir machen das sowieso, das ist unsere Arbeit. Höflich und behilflich sein, das ist einfach menschlich“, sagte ein Taxifahrer zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Und das Oldenburger Taximagazin Der Innenspiegel bemerkte spitz: „Bedauerlich, dass das Interesse an dieser zukunftsträchtigen Einrichtung bisher so gering ausfällt. Vielleicht fällt es vielen schwer, sich anhören zu müssen, dass das, was wir durch unsere Dummheit vergeudet haben, nicht in ein paar Tagen wieder aufgeholt werden kann.“

Den letzten Satz soll laut Innenspiegel ein Funktionär des Taxi-Bundesverbandes gesagt haben, auf der Eurotaximesse in Köln. Bei den Fahrern, die neben dem schlechten Image das Problem des schlechten Verdienstes haben, kommen solche Sätze nicht gut an. Daniel Wiese