Die Rettung der Borussia könnte ein langes Siechtum einleiten
: Fußball der Armen

Die Kleinanleger des Molsiris-Fonds hatten etwas mehr Mitleid mit den geplagten Dortmunder Borussen als der VfB Stuttgart, der am Sonntag die mentale Lähmung des Klubs im Westfalenstadion zu einem 2:0-Sieg nutzte. Vielleicht hatten die Investoren aber auch nur ihren eigenen finanziellen Vorteil im Auge, als sie dem Teilrückkauf des Stadions durch den BVB zustimmten und damit den Weg für die Sanierung des Klubs ebneten.

Ob sie allerdings tatsächlich irgendwann die Früchte ihrer Entscheidung ernten und die einstmals versprochene Rendite für ihre Einlagen kassieren können, muss sich erst erweisen. Selbst wenn der BVB nun die Lizenz für die kommende Bundesligasaison erhält und wenn ihm der Abzug von Punkten erspart bleibt, wie ihn einige Konkurrenten wegen vermeintlicher Täuschung bei der letzten Lizenzvergabe fordern, ist „Sanierung“ ein Wort, das keinen guten Klang in einem Gewerbe wie dem Profifußball besitzt. Es klingt nach Sparen, nach Knapsen, nach Armenfußball, nach Niederlagen und, sagen wir es geradeheraus, nach Abstieg. In einer Branche, in der vielleicht Erfolg hat, wer waghalsige Investitionen tätigt, aber ziemlich gewiss keinen Erfolg, wer konsequent spart, dürfte der BVB in den kommenden Jahren auch fußballerisch ein eher trauriges Dasein fristen.

Die verbliebenen Stars werden kaum zu halten sein. Die Mannschaft, die schon jetzt beängstigend nahe an der Abstiegszone herumkrebst, wird sich sportlich komplett neu orientieren müssen. Läuft es gut, führt die Konzentration auf billige Nachwuchsspieler zu einer Auferstehung wie beim VfB Stuttgart, der sich aus desolater Situation wieder zu einer Spitzenmannschaft entwickelte. Läuft es schlecht, könnte das Vorbild St. Pauli heißen und der Absturz in den Amateurfußball folgen.

Fragt sich nur, wie die schwarz-gelben Fans eine solche Phase des Leidens nach all den glorreichen Jahren wegstecken, und wie lange noch 80.000 von ihnen ins Westfalenstadion pilgern werden zu Darbietungen ihres Teams, die des Öfteren noch erheblich trauriger ausfallen dürften als am Sonntag gegen den VfB Stuttgart. MATTI LIESKE