Lufthansa steht auf Schweizer Käse

Im zweiten Anlauf dürfte die Übernahme der maroden Airline Swiss klappen. Jetzt droht Ärger mit streitbarem Personal

FRANKFURT/MAIN taz ■ Die Lufthansa plant in einem zweiten Anlauf die Übernahme der maroden schweizerischen Fluggesellschaft Swiss. Beide Unternehmen seien sich „im Prinzip“ einig, hieß es gestern bei der Lufthansa. Den Übernahmemodalitäten zustimmen müssten jetzt noch die Aufsichtsräte der beiden Fluggesellschaften und die Großaktionäre der Swiss.

2003 noch hatten die Swiss und die Schweiz der deutschen Lufthansa auch aus Nationalstolz die kalte Schulter gezeigt und auf die internationale Airline-Allianz „Oneworld“ gesetzt. Eine Fehlentscheidung. Denn die Kooperation der Swiss mit der von der British Airways dominierten Gruppe scheiterte nach nur einem halben Jahr grandios. Die Swiss kam mit der neuen Situation – Konkurrenz im Verbund – nicht zurecht. Das zerrte an den Nerven der Großaktionäre, und nun scheinen die Eidgenossen zu nicht mehr ganz so guten Bedingungen bereit für eine Übernahme zu sein.

Das Angebot der Lufthansa: Die Kleinaktionäre der Swiss, die 14 Prozent der Anteile an der Airline halten, sollen den durchschnittlichen Börsenwert der letzten Wochen für ihre Aktien erhalten. Das würde Lufthansa rund 38,7 Millionen Euro kosten. Kein so ganz schlechtes Geschäft, denn die Kleinanleger haben in den letzten zehn Jahren ohnehin keinen Rappen an Dividenden gesehen.

Sehr viel mehr Opferbereitschaft wird da schon den Großaktionären abverlangt; allen voran der Eidgenossenschaft, die 20 Prozent der Aktien hält. Sie sollen mit einem symbolischen Preis von nur einem Euro – oder einem Franken – für ihre Aktienpakete abgefunden werden.

Doch auch das könnte funktionieren. Schließlich haben die Großaktionäre mit ihrer Airline, die nach dem Bankrott der alten Swissair in Folge der Anschläge vom 11. September 2001 eigentlich für einen Neuanfang stand, Jahr für Jahr enorme Verluste „eingeflogen“. Viele Sparmaßnahmen sind noch nicht vollständig umgesetzt. 2003 machte die Swiss knapp 700 Millionen Franken Miese. Im vergangenen Jahr waren es immerhin noch 140 Millionen Franken minus netto.

Auf die Lufthansa dürfte daher viel Ärger zukommen. Die Sparpläne der Swiss sehen nämlich die Streichung von mehr als 250 Pilotenstellen und den Abbau von Betriebskosten in Höhe von 200 Millionen Euro bis 2007 vor. Darüber muss mit den Gewerkschaften noch verhandelt werden, die Piloten jedenfalls haben schon Renitenz signalisiert.

Die Lufthansa setzt bei der Übernahme aber auch auf die Zusammenarbeit mit ihren Partnern aus aller Welt, die sich in der „Staralliance“ organisiert haben. Die sollen die „Bankenmetropole“ Zürich vermehrt direkt anfliegen. Mit der Übernahme der Swiss durch die Lufthansa schreitet der Konzentrationsprozess im europäischen Luftverkehr weiter voran. Erst 2004 nämlich fusionierten KLM und Air France erfolgreich. Auch die skandinavische SAS gilt als Übernahmekandidat. Und auch die nächste Krise bei Alitalia kommt bestimmt.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT