Geld aus der Wirtschaft stinkt nicht

Unternehmer und Wissenschaftler der Universität Köln diskutieren über Chancen und Gefahren einer direkten Kooperation zwischen Industrie und Hochschule. Firmenchef fordert mehr anwendungsorientierte Forschung

KÖLN taz ■ Die Rollen waren schnell verteilt: Der Firmenchef, der mehr Entgegenkommen von den Unis verlangt, der Uni-Rektor, der die Forschung verteidigt, schließlich der Forscher, der Fremdwörter in die Debatte wirft. Dabei ging es in der Diskussion zum Thema „Hochschule und Wirtschaft“ im Börsensaal der Kölner Industrie- und Handelskammer am Montag Abend um durchaus zentrale Fragen: Wie nahe sollen sich die Kölner Hochschulen und die Kölner Wirtschaft kommen? Und: Müssen sich Forschung und Industrie einander überhaupt annähern?

Frank Blase, Chef der Kölner Firma Igus Spritzgussteile, ging gleich zu Anfang in die Offensive und verlangte, die Universität solle für die Wirtschaft „den roten Teppich ausrollen“. Seine Logik: „Die Unis haben viel mehr Zeit als die Firmen.“ Deshalb könnten sie auch das leisten, wozu die Unternehmen nicht in der Lage sind: Anwendungsorientierte Forschung betreiben. Die müssten dann die Firmen am Ende nur noch einkaufen.

Dagegen wehrte sich Tassilo Küpper, Rektor der Kölner Universität und ansonsten nicht gerade als Wirtschaftsgegner bekannt. Die Aufgaben seiner Wissenschaftler, stellte der Rektor entschieden fest, lägen woanders, und zwar in der Grundlagenforschung. „Die Universität ist kein Hilfsmittel der Wirtschaft“, beschied er dem Firmenboss knapp.

Dennoch befindet sich Küpper in einer schwierigen Lage. Einerseits wachsen die Anforderungen an ihn und seine Wissenschaftler, Stichwort: Elite-Unis. Andererseits fließt von staatlicher Seite immer weniger finanzielle Unterstützung. Zusätzlich sieht Küpper noch „vom Land her kontraproduktive Signale“ wie etwa die beschlossene Verlängerung der Beamtenarbeitszeit. Die hat an den Hochschulen in NRW indirekt zu Stellenstreichungen geführt, gegen die es Proteste gab. Dem Uni-Rektor bläst daher der Wind derzeit aus allen Richtungen ins Gesicht. Und gerade deshalb suchen viele Wissenschaftler an der Kölner Uni ihr Heil beim Geld aus der Industrie. So haben sie im Jahr 2003 knapp 65 Millionen Euro an Drittmittel eingesammelt, fast 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der größte Teil dieser Zusatzgelder fließt dabei in die Medizinische und die Naturwissenschaftliche Fakultät.

Für Bernd Höfer, Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), ist das Normalität. „Fundraising“, so Höfer, gehöre zum Forscheralltag am DLR. Zusätzlich müsse man dann noch das Verhältnis zur Industrie durch „customer-relationship-management“ verbessern und natürlich „networking“ betreiben. Dafür erntete er Frank Blases Zustimmung. Uni-Rektor Küpper warnte jedoch sofort vor überzogenen Erwartungen: „Der Bereich der direkten Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist schmal.“

Am Ende konnte man sich wohl nur auf das Zitat eines Staatssekretärs aus dem Jahr 1919 einigen, das Küpper bereits zuvor in seiner Rede zitiert hatte: „Es ist der Geist allein, der lebendig macht.“ Draußen warteten schließlich noch Schinkenhäppchen und Kölsch vom Fass.CHRISTOPH SCHEUERMANN