Heißbegehrter Ferkelstall

Das Husumer Sozialzentrum ist ein Provisorium, weil man über den Ankauf eines Gebäudes streitet

Kann sich eine Kommune in Zeiten knapper Kassen eine Immobilie für Verwaltungszwecke leisten? In Husum geht es dabei um das neue Sozialzentrum, in dem seit dem 1. Januar alle Arbeitslosengeld-II-Empfänger betreut werden. Seit Herbst 2004 streiten die Parteien, ob dafür ein Gebäude gekauft werden soll. Dies hat dazu geführt, dass das über 50-köpfige Sozialzentrums-Team seit Monaten räumlich beengt und provisorisch im Rathaus arbeitet. Heute will die Stadtvertretung nun einen neuen Anlauf starten, diesen Zustand zu beenden.

Hintergrund sind die unter dem Stichwort „Hartz IV“ bekannten Reformen, die in Nordfriesland und Schleswig-Flensburg in besonderer Weise umgesetzt werden: Wie 67 andere Kommunen in Deutschland „optieren“ sie, das heißt, sie haben im Rahmen eines sechsjährigen Modellversuches die Betreuung aller ALG-II-Empfänger – Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger – übernommen. Insgesamt 13 Sozialzentren wurden dafür zum 1. Januar geschaffen – und in eigenen oder angemieteten Räumen untergebracht.

In Husum weckte ein zum Verkauf stehendes Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus, wegen einer entsprechenden früheren Nutzung im Volksmund „Ferkelhalle“ genannt, Begehrlichkeiten. Die Rede war von Investitionen in Höhe von knapp 1,9 Millionen Euro für Kauf und Umbau.

Mit einer „15 zu 15- Stimmen-Entscheidung“ scheiterte im vergangenen November im Stadtparlament der Antrag auf Kauf der Immobilie. Ende Dezember hieß es dann Stühlerücken im Rathaus: 51 zusätzliche Sozialzentrums-Beschäftigte galt es unterzubringen, Fraktionsräume und Ratssaal wurden zu Beratungsbüros. Heike Wells