Eine herbe Schlappe für Bush

Washington versucht, das gestörte Verhältnis zum Partner in Rom herunterzuspielen

WASHINGTON taz ■ Keine Frage, die Ankündigung des italienischen Rückzugs aus dem Irak ist ein Schlag für die Bush-Regierung. Offizielle Stellungnahmen waren daher knapp. Bushs Pressespecher wies einen Zusammenhang mit dem Tod des italienischen Geheimdienstagenten zurück, der die aus der Geiselhaft freigelassene Journalistin Giuliana Sgrena begleitet hatte. Das Pentagon ließ nur verlauten, der Rückzug habe keine unmittelbaren Konsequenzen für die US-Streitkräfte im Irak, man warte nun auf Details aus Rom. Die meisten Italiener sind im südirakischen Nassirija stationiert, unter britischem Kommando.

Außenministerin Rice meldete sich von ihrer Asienreise und dankte den Italienern, die „tapfer gedient haben bei der Unterstützung der Demokratie“. Sie gab sich überzeugt, angesichts der bisherigen Zusammenarbeit mit Italiens Regierung würden alle Entscheidungen in „vollständiger Koordination“ mit den Verbündeten getroffen.

Die höflichen Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beziehungen zwischen Washington und Rom seit dem Tod des Agenten gelitten haben. Die Hiobsbotschaft aus Rom kommt zu einem Zeitpunkt, da Bush um mehr Unterstützung für den Krieg wirbt, während immer mehr Staaten ihre Truppen aus dem Irak abziehen (siehe Kasten). Zwar hat Australien angedeutet, einige Truppenkontingente auszugleichen, doch die Besatzungsarmee entpuppt sich immer mehr als eine „coalition of the less willing“, wie US-Kommentatoren bereits scherzen.

Auch die Stimmung in der Bevölkerung ist laut Umfragen am Vorabend des zweiten Jahrestages der Invasion im Keller. Eine Mehrheit der Amerikaner ist zwar der Ansicht, den Irakern gehe es heute besser als unter Saddam Hussein. Eine klare Mehrheit meint dennoch, der Krieg sei es nicht wert, geführt worden zu sein. MICHAEL STRECK