Ämter lassen Akten liegen

KÖLN taz ■ In Köln und Bonn schlummern Aktenberge in den Amtsstuben, die nicht bearbeitet werden. Den Verwaltungen drohen dadurch Verluste in Millionenhöhe. Hintergrund sind Unterhaltszahlungen, die das jeweilige Jugendamt vorgestreckt hat, weil vor allem Väter nicht zahlten. Eigentlich sollen die Gelder bei den Unterhaltspflichtigen wieder eingetrieben werden – in vielen Fällen passiert das aber nicht. In Bonn verschwanden 3.000 Akten im Keller, in Köln verstauben sie oben in den Amtsstuben. Das Ergebnis ist dasselbe: Dramatische Einnahme-Ausfälle von 1,5 Millionen Euro in Bonn und 4,5 Millionen Euro in Köln.

Offenbar werden zunächst die neuen Fälle abgearbeitet, zu den alten Problemen mag sich dann niemand mehr durchackern. Dabei drohen manche Ansprüche zu verjähren. Selbst mit einer Schnäppchen-Aktion waren die städtischen Mitarbeiter in Köln nicht zum Abbau der Aktenberge bereit. Die Chefs hatten ihnen 15 Euro pro erfolgreich abgeschlossenem Fall geboten. Nur die Wenigsten machten davon Gebrauch. Zusätzliches Personal gibt es trotzdem nicht – weil schließlich die städtischen Kassen leer sind. Dass die wiederum durch das Bearbeitung der Altfälle wieder gefüllt werden könnten, scheint in den Rathäusern nicht sonderlich zu interessieren. Je mehr sich die Arbeitsüberlastung der zuständigen Ämter aber unter den säumigen Vätern herum spricht, umso größer könnte das Problem werden.

Frank Überall