Ironie des Gartens

Sie nennen es neue Seltsamkeit: JaKönigJa spielten im Frannz Club ein Konzert zwischen Fragment und Sinfonie

Schon der Support war seltsam. Saal 2 aus Hamburg feierten ihr Bandjubiläum mit einer goldenen Papp-25 auf der Bühne und spielten alberne Gassenhauer wie „Ich habe Angst vor diesem Tanz“ oder das schöne „Birgit, dein Po schaut aus dem Wasser“. Man rang sich ein Schmunzeln ab. Fan sein oder leicht überfordert, was anderes schien hier kaum möglich.

Mit einer ähnlichen Neigung zum Schlagerhaften, zum Tanzkapellenformat spielten JaKönigJa auf. Dramatisch, glitzernd und schrill – und unglaublich seltsam. Im renovierten Frannz waren sie bestens aufgehoben. Die Scheinwerfer sprühten Sterne, kleine Motoren schoben eine ruhige Diskokugel, der Club lag in einem schönen Blaurot-Ton. Und draußen war der erste Frühlingsabend.

Vielleicht hatte man sich das ganz anders vorgestellt. Bissiger. Mehr nach vorne. Aber Ebba Durstewitz, deren Gesang an Nico oder Michaela Mélian erinnerte (nur besser, weil variabler), hielt sich meist hinter einem Synthiebrett auf und gab sich reserviert, nachgerade unauffällig. Den Showteil übernahmen die vier Grinsemänner ihrer Band. Auch nicht mehr durch die Bank die Jüngsten, besonders Co-Star Jakobus Siebels (schon diese Namen!) fiel durch das Scheitern an jugendlichen Gesten auf. Die Umsetzung ihrer kompliziert wirkenden Musik in die direkte Form des Live-Konzerts ist ihnen allerdings gelungen – ständig ging es zwischen Fragmentierung und Sinfonie hin und her. Hier ein bisschen Stereolab, da ein bisschen Beach Boys, dazwischen Hamburger Ironiewelten und das Beste der frühen FSK. Wenn man so will. Nur manchmal war es auch ein kleines bisschen zu nett.

Aber das Publikum goutierte das. All die eleganten Leute im Sternenlicht. Einige begannen, sich zu unterhalten, die meisten kannten sich. Eine familiäre Stimmung, was vielleicht am Garten-, Hof- und Haushaltsvokabular lag, das plötzlich durch die Songs schwebte, „Ich kann dir nicht vorwerfen, was dich ausmacht“ – die neue Seltsamkeit eben. Texte zwischen Privatheit, die aber nie banal wirkte, und, naja, Transzendenz. Und das in den besten Momenten in schöner Mehrstimmigkeit vorgetragen.

Bevor es spät wurde, spielten JaKönigJa noch ihren Hit „Diese Schmerzen musst du teilen“. Dann gab es noch zwei, drei Zugaben mit Ebba am Cello und danach eine Indie-Disko, die wir uns schenkten. Schließlich lockte der Frühling da draußen.

RENÉ HAMANN