Tafelsilber Natur

Ende Januar sollte es schon so weit sein: Der Bund wollte 12.000 Hektar Grenzstreifen zu Polen, im Uecker-Randow-Kreis, hoch oben im Nordosten Deutschlands, verkaufen. Eine der einsamsten Gegenden Deutschlands, Refugium für See- und Schreiadler, für Fischotter und Elche. Hieraus sollten ein paar hundert private Jagdgebiete geschnitten werden, zur Aufbesserung der Staatsfinanzen. Nur dass derzeit eine Studie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt läuft, die die Machbarkeit von Stiftungsnationalparks hierzulande prüfen lässt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) ließ den Verkauf stoppen, und unter dem Vorsitz von Michael Succow prüfen nun Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und Umweltethiker, ob eine Stiftungsgruppe die Infrastruktur für das Gebiet finanzieren kann, über das der Bund die rechtliche Hoheit behalten würde. Im September sollen die Gutachten vorliegen. Michael Succow warnt jedoch vor der Gefahr, die Politik könnte dieses Modell als „Freibrief“ nutzen, um ihre umweltpolitische Verantwortung abzuwälzen. „Für ein armes Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern, das bereits drei Nationalparks finanziert, mag dies ein Weg sein – von reichen Ländern wie Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz kann man jedoch mehr öffentliches Engagement für den Naturschutz erwarten“, sagt er. UTA