Kein Bocksbeutel für Rechte

Mehr als 8.000 Menschen demonstrierten in Würzburg gegen einen NPD-Aufmarsch zum Gedenken an Bombenangriffe. Krawalle bei Demo von Rechten in Dresden

MÜNCHEN/DRESDEN taz ■ „Bunt statt braun“ – unter diesem Motto haben am Samstag mehr als 8.000 Menschen in Würzburg gegen einen NPD-Aufmarsch demonstriert. Rund 50 Organisationen und Parteien von der Autonomen Antifa bis hin zu jüdischen, christlichen und islamischen Religionsgemeinschaften hatten sich zusammengeschlossen und zu mehreren Veranstaltungen in der Stadt aufgerufen.

Die Rechten hatten eine Kundgebung angekündigt, mit der sie an die schweren britischen Bombenangriffe auf Würzburg erinnern wollten. Erst vor wenigen Tagen hatten rund 20.000 Würzburger der Zerstörung ihrer Stadt durch Bomben in der Nacht vom 16. auf den 17. März 1945 gedacht. Laut Polizei marschierten schließlich 200 Rechte durch die Stadt, die Transparente mit Aufschriften wie „Mord verjährt nicht“ und „In Gedenken an den Bombenhagel auf das Deutsche Reich“ trugen.

Allerdings geriet der NPD-Aufzug für die Teilnehmer teilweise zum Spießrutenlauf: Die Rechtsextremisten wurden nicht nur von Gegendemonstranten, sondern auch von Passanten am Straßenrand immer wieder heftig beschimpft. Insgesamt wurden 23 Menschen vorläufig festgenommen. Es gab drei Anzeigen wegen der Verwendung verbotener Symbole wie SS-Runen und Keltenkreuz.

NPD-Parolen wie „Nicht vergeben, nicht vergessen“ seien lächerlich, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden Bayerns, Josef Schuster, in einer Rede – und fügte hinzu: „Wir werden nicht vergessen, was die Verbrecher, die sie verehren, in Deutschland und ganz Europa angerichtet haben.“

In Dresden ist es am Samstag bei einem Aufmarsch von 280 Rechtsextremisten zu Krawallen gekommen. Nach gestrigen Angaben eines Polizeiführers wurden zehn Beamte leicht und ein weiterer schwer verletzt. 36 Personen seien vorläufig festgenommen worden. 1.500 Polizisten waren im Einsatz, um eine Konfrontation zwischen den Rechten und 1.100 Gegendemonstranten zu verhindern.

JÖRG SCHALLENBERG