Hundert Richtige für die Caritas

Auch in Köln wollen Wohlfahrtsverbände hunderte Stellen für Ein-Euro-Jobber schaffen. Zu dem Zweck schaffen Caritas und Diakonie bereits neue Verwaltungsstrukturen. Der Bedarf ist groß

VON BENJAMIN TRIEBE

Nach langer öffentlicher und interner Diskussion ist es soweit: Die Kölner Wohlfahrtsverbände wollen noch in der ersten Jahreshälfte mehrere hundert Stellen für Ein-Euro-Jobber schaffen. Die Besetzung der Jobs wird von den Dachorganisationen generalstabsmäßig vorbereitet.

Mitten in den Vorbereitungen steckt derzeit die Kölner Caritas: Am vergangenen Donnerstag gründete die Katholische Kirche eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) namens „Allerhand“ zur Koordinierung von zunächst rund 300 Ein-Euro-Jobs in ihren Sozialdiensten. Noch ist Geschäftsführer Thomas Inden der einzige Mitarbeiter, später sollen ihm bis zu 15 Kollegen bei der Betreuung der ehemaligen Langzeitarbeitslosen helfen.

„Die Bereitstellung von Integrationsjobs ist ein Stück angewandte Solidarität“, sagt Inden. „In gewissem Sinne ist es so, als würden wir damit Auszubildende aufnehmen.“ Tatsächlich soll die Weiterqualifizierung der beschäftigten Ein-Euro-Jobber fester Teil des Konzepts sein. Nach dem Motto: Besser bei der Arbeit den Gabelstaplerschein machen als im Park Blätter rechen – so sollen die Langzeitarbeitslosen vor Ort helfen und sich gleichzeitig fortbilden.

Wie dringend sie benötigt werden, zeigt der Bedarf, den die Kölner Caritas-Einrichtungen an ihre Zentrale gemeldet haben: 400 Ein-Euro-Jobber könnte man gebrauchen, zum Beispiel als Hausmeisterhilfen in den Wohnheimen oder als Küchenpersonal in den Krankenhäusern – bei insgesamt rund 6.000 Arbeitsplätzen im kompletten Arbeitsbereich der katholischen Kirche in Köln.

Für Helga Blümel, Geschäftsführerin der evangelischen Diakonie Köln, ist der Verwaltungsaufbau bei der Caritas schlicht vernünftig. „Ohne große Einheiten ist es schwer, den Überblick zu behalten.“ Auch die Diakonie bündelt derweil ihre Verwaltung für zukünftige Ein-Euro-Jobber: Ebenfalls am Donnerstag wurde ein Verbund gegründet, in dem fünf evangelische Einrichtungen ihren Bedarf an insgesamt 500 Stellen für Integrationsjobs koordinieren und besetzen.

Wenn ein Kölner Wohlfahrtsverband derzeit nicht mit dem Aufbau eines eigenen Verwaltungsorgans beschäftigt ist, dann sucht er die Nähe zu einem professionellen Vermittler. Als Sprecherin der Kölner Liga der Wohlfahrtsverbände hat Helga Blümel diese Entwicklung schon länger beobachtet. Als Beispiel nennt sie die Arbeiterwohlfahrt, die eng mit der Eva gGmbH aus Ehrenfeld zusammenarbeite.

Beim Caritas-Modell kümmert sich eine Verwaltung zentral um die Integrationsjobs der einzelnen katholischen Sozialdienste – ein Konzept, mit dem die ARGE, die Arbeitsgemeinschaft von Stadt und Arbeitsagentur zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen, gut leben kann. Laut Geschäftsführer Josef Ludwig werden Zusammenschlüsse wie bei der Caritas „grundsätzlich“ unterstützt.

Zunächst werden maximal 600 Langzeitarbeitslose pro Jahr bei der Caritas unterkommen, ihre Stellen sind auf ein halbes Jahr befristet. „Diese Sprunghöhe wollen wir erstmal nehmen“, sagt Geschäftsführer Thomas Inden. Dann werde die Caritas überprüfen, „ob die Latte höher gesetzt wird“ – sprich: Ob noch mehr Ein-Euro-Jobber eingestellt werden.

Wenn die Strukturen zur Verwaltung der Billigjobs nämlich erst vorhanden und eingespielt sind, können später zusätzliche Stellen einfach und schnell geschaffen werden. „Das spätere Einrichten solcher Jobs wird bei gesicherter Verwaltung und Qualifizierung erleichtert“, sagte ARGE-Geschäftsführer Ludwig der taz. Allerdings gibt Allerhand-Geschäftsführer Inden zu: „Integrationsjobs sind ein gefährliches Instrument.“ Er sehe durchaus die Gefahr, „sich selbst zu bedienen“. Die Wohlfahrtsverbände müssen aufpassen, dass sie nicht süchtig nach ihren neuen Helfern werden.