Dolmetscher von Günter Nooke im Knast

BAKU Kurz vor dem Besuch des Berliner Menschenrechtsbeauftragten wird Emin Milli festgenommen

BERLIN taz | Der Dolmetscher des Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, ist in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku festgenommen worden. Kurz vor dem Eintreffen Nookes in der Südkausasus-Republik Ende vergangener Woche war der 29-jährige, fließend deutsch sprechende Menschenrechtsaktivist Emin Milli zusammen mit Adnan Gadschisade, dem Sohn des Oppositionspolitikers Chitmet Gadschisade, verhaftet worden. Zwei Männer hatten Milli und Gadschisade im Restaurant Lebanes gefragt, warum sie die Regierung kritisieren. Dann schlugen sie die Aktivisten zusammen. Die herbeigerufene Polizei nahm die Angreifer, aber auch Milli und Gadschisade fest.

Auf einer Pressekonferenz kritisierten aserbaidschanische Menschenrechtler am Donnerstag die Verhaftung ihrer Kollegen, forderten sofortige medizinische Behandlung der Verletzten und deren Freilassung. Die Verhaftung habe eindeutig politische Gründe.

Einer der Gäste der Pressekonferenz war Nooke selbst. Er hoffe sehr, dass die beiden zeitnah freigelassen würden und Milli ihn während der restlichen Zeit seines Aufenthaltes als Dolmetscher begleiten könne, sagte Nooke. Milli ist Mitbegründer des Internet-Fernsehsenders ANTV und leitete von 2002 bis 2004 das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Baku.

Als Nooke am Freitag das Bezirksgericht Sabail in Baku aufsuchte, um dort dem Haftprüfungstermin der beiden Verhafteten beizuwohnen, hinderte man ihn am Betreten des Gebäudes. Dies berichtete der Menschenrechtler Avas Hasanov telefonisch aus Baku. Erst nach einer Intervention der Menschenrechtsbeauftragten Elmira Sulejmanowa habe Nooke das Gebäude betreten können, so Hasanov. Dort musste er erfahren, dass er dem Prozess nicht beiwohnen könne, das Gericht tage unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Hasanov sagte weiter, das Gericht habe für Milli und Gadschisade zunächst eine Untersuchungshaft von zwei Monaten angeordnet. Er befürchte, diese könnten wegen Störung der öffentlichen Ordnung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden. Die beiden Angreifer, so Hasanov, seien jedoch wieder auf freiem Fuß. BERNHARD CLASEN