World Wide Weiterbildung

Die Debatte über die Zukunft der Arbeit ist geprägt von Schlagworten wie „Lebenslanges Lernen“ und „Wissensgesellschaft“. Doch nicht jeder hat Zugang zu Informationen und Bildungsangeboten. Das WebKolleg NRW soll das nun ändern

VON ULLA JASPER

Begriffe wie E-Learning, Tele-School, Online-Workshops und Virtual Academy geistern seit geraumer Zeit immer dann durch die Öffentlichkeit, wenn vom Wandel der Industrie- zur Wissensgesellschaft die Rede ist. Was sich konkret hinter diesen Trendbegriffen verbirgt, ist immer noch genauso umstritten wie die Auswirkungen, die diese Entwicklung auf unsere Gesellschaft hat. Aber für all diejenigen, die an der neuen Informationsvielfalt nicht teilhaben, hat der Schriftsteller Umberto Eco bereits jetzt den Begriff vom „virtuellen Proletariat“ geprägt. Lebenslanges Lernen wird so zu einem Schlüsselthema des 21. Jahrhunderts.

Mit dem WebKolleg NRW versucht das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. „Die Zeiten, in denen es ausreichte, eine fundierte berufliche Ausbildung zu absolvieren und auf der Grundlage dieses Wissens dann bis zur Rente durch zu arbeiten, sind vorbei. In der heutigen Wissensgesellschaft ist Weiterbildung das Schlüsselthema“, erklärte Minister Harald Schartau bei der Eröffnung des Internetportals im Februar 2004. Ziel des Webkonzepts ist es, BürgerInnen einen zentralen Zugang zu qualitativ hochwertigen, internetgestützten Aus- und Weiterbildungsangeboten zu ermöglichen.

„Grundlage des Projekts ist der Bildungsauftrag des Landes NRW, den das Land früher durch den Telekolleg im WDR-Fernsehen wahrgenommen hat“, erklärt Jürgen Salecker, Geschäftsführer des WebKollegs. Studien hatten jedoch ergeben, dass Form und Darstellungsweise des Telekollegs bei den Zuschauern auf immer geringeres Interesse stießen. Gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk, den Volkshochschulen und anderen Bildungseinrichtungen entwickelte das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit deshalb Konzepte für ein alternatives, internetbasiertes Weiterbildungsprojekt.

„Wir wollen Menschen einen einfachen Zugang zu Informationen und Bildung ermöglichen“, so Salecker. Ziel sei es, auch diejenigen zu erreichen, die „auf dem platten Land wohnen“ oder durch ihre berufliche oder familiäre Situation örtlich und zeitlich gebunden seien. Durch das so genannte „Blended Learning“, das die Online-Weiterbildung mit nur wenigen, kurzen Präsenzseminaren verbindet, können sich die Kursteilnehmer ihre Lernzeit flexibel einteilen: „Lernen wann man will und wo man will“ ist das Ziel.

Auf den Seiten des WebKollegs können Weiterbildungsinteressierte mittlerweile aus einem Angebot von mehr als 350 Kursen auswählen, die von rund 70 Anbietern bereitgestellt werden. Das Kursangebot erstreckt sich von Sprachkursen über EDV- oder Management-Seminaren bis hin zu Weiterbildungen zu Themen aus den Bereichen Wirtschaft und Recht. Alle Kurse sind detailliert beschrieben, Demoversionen der Online-Kurse erleichtern zudem die Auswahl.

Doch Zielgruppe sind nicht nur Privatpersonen, die eine neue Sprache lernen oder sich im Betriebsrecht weiterbilden wollen, auch Unternehmen können im WebKolleg Kurse für ihre Mitarbeiter finden. „Wenn die taz NRW zum Beispiel ein Konfliktmanagement-Seminar für ihre Mitarbeiter sucht, dann kann sie das über unser WebKolleg buchen“, so Salecker.

Die Qualität der angebotenen Seminare und Kurse versucht das WebKolleg durch strenge Qualitätskriterien zu garantieren. Getestet werden über 50 inhaltliche, methodisch-didaktische sowie technische Kriterien. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass die Lernangebote von einem Tutor begleitet und durch Präsenzseminare ergänzt werden, und dass die Teilnehmer den Kurs mit einem Zertifikat abschließen können. Die Buchung der Kurse über das WebKolleg kostet die Kunden keine zusätzlichen Gebühren, Bildungsanbieter zahlen hingegen für jeden abgeschlossenen Teilnahmevertrag zehn Prozent der Kursgebühren direkt an das Portal.

Arbeitsminister Schartau, der Weiterbildung zum „Schlüsselthema“ des 21. Jahrhunderts erkoren hat, verbindet mit dem Online-Portal große Hoffnungen: „Es ist zu wünschen, dass das WebKolleg einen wahren Run erleben möge.“