Anarchisten brauchen mehr Geld

Vor dem Landgericht Aachen müssen sich Angehörige der Anarcho-Szene wegen eines Banküberfalls verantworten. Gestern äußerten sich die Beschuldigten noch nicht

AACHEN taz ■ Wegen versuchten Mordes, Bankraub und Geiselnahme müssen sich seit gestern drei Männer und eine Frau aus der anarchistischen Szene Spaniens und den Niederlanden vor dem Aachener Landgericht verantworten. Die beiden Spanier saßen nach Mitteilungen linker Solidaritätsgruppen schon langjährige Haftstrafen in ihrer Heimat ab, teils in Hochsicherheitstrakten. Die auf zwölf Tage angesetzte Verhandlung findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Den beiden Männern wird vorgeworfen, am 18. Juni 2004 eine Bank in Karlsruhe überfallen und rund 30.000 Euro erbeutet zu haben. Am 28. Juni seien sie in Begleitung der Schwester eines der Angeklagten und eines Mannes aus Gent mit ihrem Auto in Richtung Dresden gefahren, um dort weitere Geldinstitute und Waffengeschäfte zu überfallen, so die Staatsanwaltschaft Aachen. Dass Quartett flog an einer Aachener Tankstelle bei einer Routinekontrolle durch den Bundesgrenzschutz auf.

Fakt ist, dass die Schwester des mutmaßlichen Rädelsführers dort festgenommen werden konnte. Zwei der Angeklagten nahmen mit gezückten Waffen ein junges Ehepaar als Geiseln und lieferte sich mit der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd quer durch die Aachener Innenstadt. Dabei schossen sie auf die Beamten. Ohne Geiseln flüchteten sich die drei Männer in eine Kfz-Werkstadt und nahmen dort erneut drei Geiseln. Angesichts des massiven Polizeiaufgebots gaben sie jedoch später auf.

Zu den Vorwürfen wollten sich die Angeklagten gestern nicht äußern. Ihre Verteidiger sagten jedoch, ihre Mandanten würden zu einem späteren Zeitpunkt Erklärungen abgeben. Heute werden die ersten Zeugen gehört. Mit einem Urteil wird nach bisheriger Planung am 4. Mai gerechnet.

Begleitet wurde der Prozess von Protesten. 40 Sympathisanten aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien und Belgien hatten demonstriert und die Angeklagten mit Jubel und dem Absingen einer antifaschistischen Hymne aus dem spanischen Bürgerkrieg begrüßt. MICHAEL KLARMANN