Trend zum Mini-Job

In Bremen arbeiten über 71.000 Menschen in Minijobs. Auch Existenz-gründungen nehmen zu: 5.000 gab es in den vergangenen zwei Jahren

Bremen taz ■ 400 Euro-Jobs waren der Boom-Bereich des Bremer Arbeitsmarktes 2004. Mit 12 Prozent Zuwachs liegt Bremen in diesem Bereich über dem Bundesdurchschnitt von 11,3 Prozent. Ende 2004 waren nach offiziellen Angaben 7.660 Personen mehr als noch im Vorjahr geringfügig beschäftigt. Insgesamt arbeiteten Ende 2004 insgesamt 71.249 Personen in Minijobs. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Wie viele dieser Minijobs feste Arbeitsplätze verdrängen – darüber gibt sie keine Auskunft.

Nachdenklich stimmt auch die Bremer Bilanz von staatlicher Ausbildungsförderung für Jugendliche. Der Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt gelang nur ganz wenigen jugendlichen TeilnehmerInnen des Programms „Jugend mit Perspektive“ (Jump). Danach konnten in sechs Jahren von 7.852 TeilnehmerInnen nur 128 Jugendliche eine betriebliche Ausbildung aufnehmen. In Bremerhaven fand kein Jump-Teilnehmer einen Ausbildungsplatz.

Im Vergleich dazu scheint Existenzgründung ein Erfolgsmodell zu sein: 5.084 Arbeitslosengeldberechtigte in Bremen nahmen seit Januar 2003 den Zuschuss für Ich-AGs in Anspruch oder bezogen Überbrückungsgeld zur Existenzgründung. Wie viele Ich-AGs allerdings „am Markt etabliert“ sind, und wie viele ExistenzgründerInnen von der eigeenen Unternehmensidee leben können, ist dem Senat nicht bekannt. In 323 Fällen wurde die Förderung vorzeitig abgebrochen.

Bei den Langzeitarbeitslosen sieht der Senat offenbar zunehmende Probleme. 450 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und 1.600 Ein-Euro-Jobs sollen den über 22.800 Langzeitarbeitslosen (Zahl von Dezember 2003), darunter besonders viele Ältere, zu „einer passgenauen Beschäftigung“, Qualifizierung und „Verbesserung der Vermittlungsfähigkeit“ verhelfen.

Die erfreulichste Mitteilung des Senats ist, dass die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen seit 2002 etwa konstant ist, sogar mit leicht sinkender Tendenz. Selbst die Umstellung der Statistik, die die Bremer Gesamt-Arbeitslosenzahlen im Jahresvergleich um 34 Prozent erhöhte, ließ die Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter kaum steigen.

Matthias Krämer