Hurra, die Deppen sind weg!

Gnadenlos: Die Hamburger Musikszene ist sich in ihrer Ablehnung der Hafencity einig

Arne Zank, Schlagzeuger von Tocotronic sowie Sänger, Gitarrist und der Rest von Arne Zank:

„Nach wie vor halte ich die Idee, alle Städte der Welt abzureißen und Planstädte zu errichten, für einen schönen Ansatz. Nur sollte sich dieses Planen nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten. Bei der Hafencity geht es um Gier, Geschäft und Geld, und das ist mir leider zu wenig. So wird es wahrscheinlich ein öder Ort werden.“

Rocko Schamoni, Literat und Musiker:

„Ich baue auf eine umgedrehte Gentrifizierung: erst die Old und New Economy-Spinner durchschleusen, warten, bis Ihnen die Laune vergeht und sie ein neues Spielzeug brauchen. Und dann dort Punks und Prostituierte zu gesunkenen Mieten ansiedeln, um ein vernünftiges Stadtbild zu erzeugen.“

Elena Lange, Sängerin und Gitarristin von Stella und TGV:

„Ich möchte endlich mal wirklich moderne Gebäude in Hamburg sehen. Nicht so was Provinzielles wie die Hafencity. Die hat keinen Glamour. Außerdem ist es absolut nicht modern, überteuerte Wohnungen zu bauen. Die Leute haben kein Geld.“

Carsten Friedrichs, Sänger und Gitarrist von Superpunk:

„Selbstverständlich begrüße ich den Bau der Hafencity. Ich hoffe, das wird eine Mischung aus Gotham-City und diesem geilen Power-Tower in Dubai. Natürlich darf auch die Unterwasser-Philharmonie nicht fehlen, wo Beethovens Fünfzehnte vom Orchester in Taucheranzügen gespielt wird, während sich Haifische gefährlich nähern. Endlich müsste man nicht mehr in den Pudel-Club gehen, wenn man was Verrücktes erleben will.“

Frank Spilker, Sänger und Gitarrist von Die Sterne:

„Einerseits weiß ich nicht, ob das wirtschaftlich Sinn macht. Andererseits denke ich mir: Hurra, die Deppen sind weg! Mir ist lieber, die Yuppies ziehen in die Hafencity, als dass sie St. Pauli zu einer Eigentumswohnungsgegend machen.“

Schorsch Kamerun, Sänger von Die Goldenen Zitronen und Regisseur:

„Jeden, der unserer ,bewahrenswerten hanseatischen Identität‘ eine Stadt verordnen will, sollte man mit der angepeilten Güter-Rohrpost quer durch das eigene ,ehrgeizigste Stadtentwicklungsprojekt Europas‘ schießen und dann city-werdend zu leckeren Störteburgern verbraten.“ UMFRAGE: OLGA-LOUISE DOMMEL