Der Reifeprüfling

Erwin Teufel (CDU), noch Ministerpräsident in Baden-Württemberg, ist Opfer seiner eigenen Bildungspolitik

Der Regierungschef Baden-Württembergs, Erwin Teufel (65, CDU), darf nicht an der Jesuiten-Hochschule in München Philosophie studieren: Der Landesherr, der am 19. April aus seinem Amt ausscheidet, hat kein Abitur. In dem bildungspolitisch strengen Land Bayern darf er ohne Abitur nicht einmal als Gasthörer an Vorlesungen teilnehmen. Noch strengere Regeln hat nur Teufels eigenes Bundesland.

Die Vorsitzende der baden-württembergischen SPD, Ute Vogt, fordert Teufel daher auf, in seinen letzten Amtstagen im Bereich Bildung noch „etwas Segensreiches“ zu erwirken. „Sein Fall beweist, dass es notwendig ist, echte Durchlässigkeit im Bildungssystem zu schaffen“, sagte sie der taz. Zudem ermahnte sie die Jesuiten-Hochschule, bei den Studienwünschen Teufels nicht nachlässig zu sein. „Eine Ausnahmeregelung sollte es für Erwin Teufel nicht geben“, sagte Vogt.

Dieser Meinung ist auch der Kanzler der Münchner Hochschule, Ignaz Fischer-Kerli. „Wie alle Studenten muss er sich für das Wintersemester immatrikulieren“, sagte er der taz. Zwar hat Teufel mittlere Reife und den Titel „Diplom-Verwaltungswirt (FH)“, doch in Bayern reicht das nicht für ein Studium aus – nicht einmal für ein Seniorenstudium.

Teufel war Deutschlands jüngster Bürgermeister (Spaichingen), er ist der dienstälteste Regierungschef – doch jetzt bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich auf den zweiten Bildungsweg zu begeben. SAT