Geiz ist geil auf christdemokratisch

Eintreten kann man bei der Jungen Union für lau und mit 1.100 Mitgliedern ist der CDU-Nachwuchs fast so stark wie die Jusos. Besonders erwünscht: Plakatkleben. taz-Serie über die politischen Jugendorganisationen in Köln

KÖLN taz ■ „HP Bröhl“ nennt sich der Vorsitzende der Jungen Union (JU) in Köln. Eigentlich heißt der 24-Jährige Hans Peter Bröhl. Aber das erschien ihm irgendwie zu bieder und zu langweilig für den Chefsessel des CDU-Nachwuchses. Deshalb der Kunstgriff zum Lettern-Pseudonym, man will ja hip sein. Auch als Konservativer.

Der angehende Jurist hat einen etwas kuriosen Weg in die Junge Union gefunden. Er fand seinen Weg von der Partei zur Jugend: Denn zunächst trat er in die CDU ein und konnte an politischer Jugendlobby nichts finden. „Damals sagten mir alle, da läuft doch eh nichts“, erinnert sich Bröhl. „Davon habe ich mich beeinflussen lassen.“ Heute ist er davon jedoch überzeugt, dass das Engagement in der JU für junge Menschen zunächst sinnvoller ist: „Hier kann man die politische Arbeit wesentlich konstruktiver angehen als erst den langen Marsch durch die Mutterpartei anzutreten.“

1.144 Mitglieder zählt die Kölner JU. Damit kommt sie fast an die der traditionell mitgliederstarken Jusos heran. Dass sich die Jungkonservativen über einen solchen Zuspruch freuen können, mag auch an einem günstigen Angebot liegen: Es ist geradezu ein Schnäppchen, JU-Mitglied in Köln zu werden. Denn für die Mitgliedschaft muss kein Beitrag gezahlt werden – da ist das Mitgliedsformular oft schneller ausgefüllt. Geiz ist geil auf christdemokratisch.

In die JU kann man eintreten, ohne gleich CDU-Mitglied zu werden. Nur 43 Prozent der JUler seien in der Union, berichtet Bröhl. Mit Werbeaktionen soll in den nächsten Monaten jedoch daran gearbeitet werden, dass der Anteil höher wird. Ein Problem dabei: Die Partei will Knete von ihren Mitgliedern sehen.

Das Verhältnis zur CDU sei gut, betont Bröhl. „Uns hat noch kein Parteivorsitzender dazu gedrängt, in einer bestimmten Richtung Stellung zu beziehen“, betont er die inhaltliche Unabhängigkeit von der CDU, die gleichwohl die niederschwellige Jugendpolitisierung in der JU mit der Übernahme der Fixkosten für Einladungen und Telefonate sponsert.

Die aktuellen Querelen der Kölner CDU-Oberen stinken allerdings dem Nachwuchs: „Wir wollen uns lieber auf Inhalte konzentrieren“, so Bröhl. Zur Zeit werde ein bildungspolitisches Papier erarbeitet, die Gesundheitsreform solle auseinander genommen werden – und man wolle etwas dagegen tun, dass immer mehr gut verdienende Familien in den „Speckgürtel“ rund um Köln umziehen. „Außerdem wollen wir auch in der Haushaltssicherung der Stadt Köln Akzente setzen“, so Bröhl.

In den nächsten Wochen wird aber auch für das geübt, was in den meisten Parteijugendorganisationen besonders wichtig ist: Wahlkampf führen. „Wer soll das denn machen, wenn nicht wir?“ fragt Bröhl. Plakatekleben und auch das Rumstehen an Reklameständen ist angesagt. Nicht zuletzt für die Ehrenfelder JU-Frau Julika Bartel, die Ende Mai in den Landtag will.

FRANK ÜBERALL