fußpflege unter der grasnarbe
: Balls and the City

Vor einigen Wochen stellte der Fernsehsender RTL eine neue vierteilige Serie vor, die im Fußballmilieu spielt und im April ausgestrahlt werden soll. Der Titel wurde nach den Dreharbeiten erst einmal geändert, und zwar von „Ballgefühl“ zu „Spielerfrauen“. Bei der Präsentation des Formats hieß es dann entsprechend auch, dass es in dieser Serie so viel Fußball zu sehen geben würde wie einstmals Öl in „Dallas“- also, wenn ich mich recht erinnere, einmal im Vorspann. Von den jetzt titelgebenden Figuren dafür umso mehr. Ob auch was wirklich Unterhaltsames und halbwegs Intelligentes zum Thema Spielerfrauen dabei sein wird, bleibt abzuwarten, es wäre allerdings eine echte Sensation.

Denn schließlich gibt es wenig Gestalten, die medial so vorurteilsbeladen sind wie die Frauen und Freundinnen von Profikickern. Ob naives Blondchen, eiskalte Managerin, karrieregeile Sängerin oder aufopfernde und vorzeitig gealterte Jugendliebe, die dann gegen eines der anderen Modelle ausgetauscht wird – über Spielerfrauen ist nur selten etwas zu hören oder zu lesen, das sie auch nur annähernd sympathisch oder vorbildtauglich erscheinen lässt. Diese Klischees zementieren die Vorstellung einer beinharten Männerwelt, in der, wie schon Oliver Kahn mahnte, nur überlebt, wer Eier hat und in der Frauen entweder als statussteigernde Trophäen oder als zickige Störelemente auftauchen.

Für alle Beteiligten kann man nur hoffen, dass die Wirklichkeit von Fußballer-Ehen anders aussieht. Um die Erforschung dieser Beziehungen bemühen sich jedoch nicht nur Boulevardmagazine, sondern auch der kicker in seinem wöchentlichen Fragekatalog an ausgewählte Profis. Auf die Frage nach den „drei Sachen“, die sie bei einem Brand noch schnell aus dem Haus schaffen würden, listeten – darauf machte mich vor einiger Zeit ein befreundeter kicker-Leser aufmerksam – die Herren nicht selten auch Frau bzw. Freundin auf. Ohne nun den befragten Profifußballern unterstellen zu wollen, sie hielten ihre Gattinnen für Einrichtungsgegenstände, hatte ich dabei doch sofort die Vorstellung von ratlosen Männern, deren Blicke hektisch zwischen einer zu selbständiger Motorik offenbar unfähigen Ehefrau und der mobilen Playstation hin- und herwandern.

Inzwischen habe ich aber gesehen, dass der Kicker seine Fragen upgedatet hat und sich jetzt weniger existenziell danach erkundigt, welche Fernsehsendungen die Spieler ihren Frauen zuliebe anschauen würden. Abgesehen davon, dass es ein klein wenig erschreckend ist, wie viel Zeit Profis allein damit verbringen, TV-Serien zu gucken, die sie eigentlich nicht interessieren, vermitteln diese Antworten doch ein etwas anheimelnderes Bild von Fußballer-Beziehungen. Und wäre es nicht eine schöne Überraschung, wenn uns in der neuen RTL-Serie statt Intrigen und kahnhafter Partyeskapaden Kabinengespräche zwischen Couchpotato-Männern erwarten würden, die sich über neueste Entwicklungen bei „Emergency Room“ austauschen und den Satz „Eier, wir brauchen Eier“ nur aussprechen, um ihn mit „Dann mach ich uns morgen Pfannkuchen“ zu ergänzen?