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Deutscher ist, wer möchte

Schulsprecher Thore Grøndahl (21) vom Deutschen Gymnasium im dänischen Apenrade definiert selbstbewusst seinen Platz als Angehöriger einer Minderheit: „Ich bin weder Däne noch Deutscher. Ich bin Nordschleswiger.“ Offenheit und Lust auf das Ausleben eines etwas speziellen „Multikulti“-Status strahlen auch Simon Pedersen (18) vom Jugendverband „Junge Spitzen“ der deutschen Minderheitenpartei und die ein Jahr jüngere Anne Sina aus. Auch sie ist bewusst Nordschleswigerin, hat sich aber für ein Engagement bei den dänischen Sozialdemokraten entschieden. Da ist sie ganz normale Dänin.

Der Zulauf aktiver junger Leute hat der deutschen Minderheit im dänischen Bezirk Südjütland enormen Auftrieb verschafft. „Vor zehn Jahren hatten wir doch ganz große Nachwuchssorgen“, sagt Hans-Heinrich Hansen, Vorsitzender des „Bundes deutscher Nordschleswiger“. Jetzt aber kann er sich über starken Zustrom unter den schätzungsweise 15.000 bis 20.000 Angehörigen der deutschen Volksgruppe freuen. Plätze in den deutschen Kindergärten und Schulen im dänischen Grenzbezirk sind begehrt.

Die Last der deutschen Besatzungszeit in Dänemark ist zwar weiter präsent, wiegt aber zunehmend weniger. Als Hitler am 9. April 1940 die Wehrmacht in Dänemark einmarschieren ließ, jubelte die Mehrheit der deutschen Volksgruppe in Apenrade am Straßenrand. „Wir haben uns nie vor unserer Verantwortung dafür gedrückt“, sagt Verbandschef Hansen und wird von Simon Petersen bestätigt: „Für viele Dänen betreiben wir die Vergangenheitsbewältigung schon viel zu heftig.“ dpa

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