Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Der „metaphysische Poet der Konstruktion“, wie der italienische Stararchitekt Aldo Rossi auch bezeichnet wird, sagte einst über die ehemalige Stalin-, heute Karl-Marx-Allee, dass es die letzte große Straße Europas sei. Welcher Ort scheint also prädestinierter für die Inszenierung des Mythos Ferrari? Und so gab es am Ostermontag im Pavillon an der Karl-Marx-Allee 45 die schnellste Ausstellung der Welt.Es war 13 Uhr, als ein ein roter Lkw vor dem Gebäude vorfuhr. In ihm ein gutes Dutzend gemalte Ferraris, von etwa 1,5 mal 4 Metern oder größer, die in Windeseile von ihrer Schöpferin, der Malerin Tatjana Doll, und einigen HelferInnen in den Pavillon getragen wurden. Die lichtdurchflutete Architektur des Raums ist an einem sonnigen Tag schon an sich sehenswert. Am Montag aber wurde er zu einem der skurrilsten und schönsten Autosalons, die Berlin je gesehen hat. Da standen sie an die Wänden gelehnt: fast vor Kraft von der Leinwand quellende rote Schnauzen oder macht- und prachtvolle rote Formel-1-Monster. Manche gar überlebensgroß, alle jedoch nicht so perfekt, wie es sich ein Ferrarifan wünschen würde. Denn der Lack wirft Falten, die Farbe läuft scheinbar vom Dach des Wagens an der bläulichen Frontscheibe hinunter und der Spiegel löst sich nass in nass in einen Klumpen auf. Welch eine Schau! Für etwa 90 Minuten – dann verschwanden die schnellen Flitzer wieder im Lkw.Was blieb, war der leere Raum, der Traum von einem roten Sportwagen, egal ob in echt oder als Bild. Dazu die Gedanken an ein Familienunternehmen, das die Regeln der Marktwirtschaft erkannte und nutzt. Und zwar in einer Weise, wie es zahlreiche KünstlerInnen und GaleristInnen immer wieder versuchen: die Produktion eines hochwertigen Gutes drosseln, um es als begehrtes Stück für viel Geld verkaufen zu können.
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