: Abschied von der einsamen Tropeninsel
In den Osterferien zieht es vor allem Familien mit Kindern in die Tropical Islands im südlichen Brandenburg. Viele Besucher kommen aus Polen und den Niederlanden. Die Betreiber des Freizeitparks sind gut drei Monate nach der Eröffnung zufrieden
von RICHARD ROTHER
Zugegeben, die Bäume wachsen noch nicht in den Himmel, und manch tropische Pflanze muss im Brandenburgischen Tropical Islands erst noch richtig Wurzeln schlagen. Aber auch in Malaysia, der Heimat des Brandenburger Tropengründers Colin Au, ist der Regenwald nicht immer einfach zu erreichen – muss man doch erst endlose Palmölplantagen durchqueren, bevor man ein Stück Urwald sieht.
Dann sieht man vielleicht riesige Urwaldbäume und Fleisch fressende Pflanze, glasklare Wasserfälle und wolkenverhangene Berggipfel – gemessen am Original ist der künstliche Urwald in Brandenburg natürlich weniger faszinierend. Aber erstens ist der Vergleich nicht wirklich fair, und zweitens ist Tropical Islands, das in der Großhalle des Pleite gegangenen Luftschiffbauers Cargo Lifter entstanden ist, viel einfacher, billiger und ohne Interkontinentalflug zu erreichen. Und die Besucher bekommen – wenn sie sich beim Konsumieren zurückhalten – für wenig Geld viel geboten: Der Halbtageseintritt ist nicht viel teurer als ein Berliner Saunabesuch, dafür gibt’s im Brandenburger Tropenparadies mehrere Schwimmbecken, Sand und Volleyballfelder, Musical und Beachpartys.
Das finden offenbar auch immer mehr Besucher so. „Über Ostern hatten wir einen regelrechten Ansturm“, hieß es gestern in dem Freizeitpark. Auch am gestrigen Dienstag sei die Halle gut gefüllt gewesen, vor allem Familien mit Kindern machten in den Osterferien einen Ausflug nach in den Freizeitpark bei Lübben. Seit Ostern können sich Besucher auch Zelte ausleihen und so blickgeschützt am Strand übernachten.
„Insgesamt sind wir mit den Besucherzahlen sehr zufrieden“, sagt Parksprecherin Kathrin Schaffner. Mittlerweile kämen auch immer mehr Besucher aus dem Ausland, vor allem aus dem nahe gelegenen Polen und den Niederlanden, aber auch aus Frankreich, Belgien, Skandinavien, den USA und Thailand, wie man Fragebogen entnommen habe. Viele Gäste würden den Tropical Islands- mit einem Berlin-Besuch verbinden.
Der Umbau der der 107 Meter hohen, 360 Meter langen und 210 Meter breiten ehemaligen Luftschiffhalle zum Tropenparadies gestaltete sich allerdings nicht ganz reibungslos. So war etwa das zu schwache Tageslicht auch von Testern der Stiftung Warentest beanstandet worden. Die undurchsichtige Dachhaut wird nun durch eine durchsichtige mehrlagige Kunststofffolie ersetzt, die auch das UV-Licht durchlässt. Der Effekt des Dachaustauschs, dessen erster Teil abgeschlossen ist: In der Halle wird es heller und wärmer.
Das Gelände der Tropenhalle, die man bei guter Sicht auch von den Müggelbergen aus sehen kann, hat eine wechselvolle Geschichte. 1938 wurde hier ein Militärflugplatz errichtet, 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände und baute es zu einem der größten Armeeflugplätze der DDR aus. Ab 1992 verwaltete das Land Brandenburg, das das Gelände 1998 der CargoLifter AG verkaufte. Das Unternehmen wollte riesige Luftschiffe bauen, mit denen sehr schwere Lasten transportiert werden sollten. Dafür entstand die größte freitragende Halle der Welt, die eine Grundfläche von mehr als sechs Hektar bedeckt. Das CargoLifter-Projekt scheiterte aus finanziellen Gründen, die Halle blieb. Sie allein ist eine Reise wert.
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