Robin Fuchs

„Ein Fall für den Fuchs – Schachmatt“ (21.15 Uhr, Sat.1) ist liebevoll realitätsfremdes Unterhaltungsfernsehen

Diese große Tageszeitung aus Frankfurt ist ein tolles Blatt: Dort arbeiten halbwegs kluge, ausgesprochen attraktive Frauen wie die Journalistin Andrea Kerner tage- und wochenlang an ihrer Story, telefonieren, recherchieren, opfern ihren freien Abend, haben Kontakte in der Unterwelt, machen Deals mit den Behörden und sind doch allen, wenn’s drauf ankommt, meist mindestens einen Schritt voraus. Das tolle Blatt aus Frankfurt ist, wie könnte es anders sein, die „FNZ natürlich, die „Frankfurter Neue Zeitung“ – und das Ganze selbstverständlich bloß Fiktion.

Außerdem spielt diese FNZ in der neuen Sat.1-Krimifilmreihe „Ein Fall für den Fuchs“ eigentlich nur eine untergeordnete Rolle und wäre ohne die Schauspielerin Simone Thomalla als Journalistin womöglich kaum erwähnenswert. Doch Thomalla (bekannt aus dem „Veltins“-Werbespot mit Ehemann Rudi Assauer, dem Schalke-04-Manager) ist toll und „Ein Fall für den Fuchs“ ähnlich gelungen: Fernsehunterhaltung der gehobenen Kategorie eben – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vor einer Woche wiederholte Sat.1 die erste Folge, die (nicht nur für Sat.1-Verhältnisse überdurchschnittlich prima ausgestattet, ausgeleuchtet, inszeniert und abgefilmt) ziemlich hübsch anzuschauen war; heute folgt der zweite, neue und ein klein wenig weniger clever und amüsant inszenierte Teil.

Worum es darin geht, ist – wie schon in Teil 1 – nicht wirklich wichtig: Der Antiquar Max Kerner ist mit erwähnter FNZ-Journalistin verheiratet und führt ein Doppelleben als Ganove bzw. als „eine Art moderner Robin Hood“ (Sat.1-Pressetext). Wichtiger ist, dass der Kölner Sender offenbar eine weitere, liebevoll realitätsfremde (Krimi-)Unterhaltungsreihe produziert hat. Schließlich ist so was gut fürs Image und hierzulande trotzdem eine weit verbreitete Seltenheit – nicht nur im Sat.1-Programm, wo man sich ja bereits Corinna Harfouchs „Eva Blond“ gegönnt und sie nach diversen Fernsehpreis-Nominierungen doch abgesetzt hat. Ähnliche Unterfangen andernorts (etwa „Sinan Toprak“ mit Erol Sander auf RTL) sind bereits längst vergessen.

Schön auch, dass Walter Sittler als „der Fuchs“ hier mal nicht wie in „Nikola“ (RTL) und „Girlfriends“ (ZDF) an der Seite von Mariele Millowitsch zu sehen ist, und sogar Esther Schweins als verkleidungsfreudige Co-Ganovin weiß zu Gefallen. Womöglich sollte sie viel öfter angetrunkene osteuropäische Pelzmantelblondinen imitieren!

Aber genug gelobt: Das US-Fernsehen beispielsweise würde aus einem solchen Stoff in ähnlicher Qualität keine Fernsehunterhaltungshighlights drehen, sondern gleich staffelweise Serien. CHRISTOPH SCHULTHEIS