Deutschland staubt um die Wette

Stuttgart überschreitet das Feinstaublimit noch vor München. Weitere Großstädte folgen in den kommenden Tagen. Autoindustrie will jetzt Rußfilter anbieten, weil Debatte dem Absatz schadet

BERLIN taz ■ Nicht München, sondern Stuttgart hat als erste deutsche Stadt das Feinstaublimit überschritten. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt wurden bereits Mitte März die neuen EU-Grenzwerte für den Dreck in der Luft überschritten. Doch wurde das erst gestern bekannt. Wegen eines anderen Messverfahrens lägen die Daten erst jetzt vor, erklärte dazu eine Sprecherin des Landesumweltministeriums.

Den Jahresgrenzwert für den Krebs erzeugenden Feinstaub hatte München am Ostersonntag durchbrochen. In den folgenden Wochen, so rechnen Experten, werden beispielsweise Düsseldorf, Augsburg oder Braunschweig folgen.

Nach langer Blockade nimmt deshalb jetzt auch die deutsche Autoindustrie das Problem ernst. „Die lang anhaltende Diskussion ist dem Absatz insgesamt nicht förderlich“, sagte ein BMW-Sprecher. Der Münchener Konzern, aber auch Audi und Mercedes wollen den Filter schon bald für alle Baureihen anbieten. Hingegen will VW den Filtereinbau nicht beschleunigen. Ein VW-Sprecher verwies auf die Kosten für den Abgasreiniger in Höhe von knapp 600 Euro. „Wir müssen mit den Autos, die wir anbieten, auch Geld verdienen.“

Derweil erweist sich die Nachrüstung mit Dieselfiltern als problematisch. Mit der Technik, die etwa Twin-Tec, eine kleine Firma aus Königswinter, anbietet, lassen sich nur 40 Prozent der Schadstoffe zurückhalten. Daniel Kluge vom Verkehrsclub Deutschland sagte der taz: „Wer seinen Diesel nachrüstet, macht ein schlechtes Geschäft.“

Ohnehin bekommen die Städte nun wieder ein wenig Luft: Die EU-Kommission erklärte gestern, vorerst werde sie keine Strafen wegen überhöhter Feinstaubwerte verhängen.

Axel Friedrich, Verkehrsexperte beim Umweltbundesamt, rät dennoch: „Diesel ohne Filter lieber stehen lassen.“ HG

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