US-Armee hält 10.500 Iraker fest

Zahl gefangener Iraker seit Oktober verdoppelt. Human Rights First befürchtet Misshandlungen. Auch Zahl Hunger leidender Kinder seit US-Einmarsch verdoppelt

BERLIN ap/afp/dpa ■ Die US-Streitkräfte halten im Irak zurzeit 10.500 Menschen gefangen, mehr als doppelt so viele wie im Oktober. Etwa 100 der Häftlinge seien keine 18 Jahre alt, teilte die US-Armee gestern mit. Nach dem Bericht sind 1.200 Häftlinge in provisorischen Einrichtungen auf US-Basen inhaftiert. Die anderen 9.300 sind auf drei Gefängnisse verteilt: Abu Ghraib bei Bagdad, Camp Cropper am Bagdader Flughafen sowie Camp Bucca im Süden Iraks.

Human Rights First sieht in der steigenden Häftlingszahl ein erhöhtes Risiko für Misshandlungen. „Wir sind sehr besorgt wegen der Überbelegung der Gefängnisse“, erklärte eine Anwältin der Gruppe. Die Bedingungen in den Gefängnissen seien schrecklich, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz werde kaum Zugang gewährt.

Seit dem Einmarsch der US-Streitkräfte in den Irak hat sich zudem die Zahl Hunger leidender Kinder nahezu verdoppelt. Das geht aus einem Bericht hervor, den der UN-Beauftragte für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, gestern in Genf vorlegte. 7,7 Prozent der Kinder unter fünf Jahren litten an akuten Mangelerscheinungen. Nach dem Sturz Saddam Husseins im April 2003 seien es 4 Prozent gewesen, erklärte Ziegler. Die Zunahme sei „eine Folge des von den Koalitionstruppen geführten Kriegs“.

Gestern starb ein Wärter bei einem Autobombenanschlag nahe einer Schule in Abu Ghraib. Nordöstlich von Bagdad kamen nach Armeeangaben zwei Männer ums Leben, als ihr Wagen explodierte. Morgens war ein Aufständischer bei einem Gefecht nahe Balad getötet worden. Weiter unklar war gestern das Schicksal der drei am Montag entführten rumänischen Journalisten. Laut dem rumänischen Fernsehen verlangen die Entführer 4 Millionen Dollar Lösegeld.