Jukebox

Rund ums House

Seit Mitte der 90er-Jahre hatte der Musiker und House-Produzent Matthew Herbert eine große Menge an 12’’ Singles herausgebracht, und jede einzelne dieser Singles war ein Goldstück. Herberts Stücke waren straight und frisch, zupackende Housetracks, die auf die Tanzfläche zielten. 1998 dann erschien „Around the house“, Herberts erstes Album. Im ersten Track ist wenig zu hören; nach einer Weile ertönt eine Klingel, Herbert (?) öffnet die Tür und lässt einen hinein in sein House: mit einem trockenen, fast funkigen Basslauf und der zarten, introvertierten Stimme von Dani Siciliano, seiner Freundin. Jedes Stück auf diesem Album ist großartig, jedes ist eigen und doch unverkennbar im Herbert-Sound mit der typischen Mischung von feinen Arrangements und kompromisslosen Housebeats. Hinzu kommen zahlreiche Geräusche, die den Rhythmus immer wieder variieren und dem Stück immer wieder eine neue Nuance hinzufügen. Allzu gern erzählte man sich damals, die Geräusche entstammten der gemeinsamen Küche von Herbert und Dani; ebenso wie man auch die Fotos im Cover verschlang, die das Paar in seiner Londoner Wohnung zeigen, beim Tanzen im Flur, in der Wanne oder auf dem Sofa liegend – ein paar solcher Geschichten braucht man schließlich für ein legendäres Album. Richtig weit hinaus tragen einen die Stücke ab der Mitte des Albums: „Going round“ brettert zunächst ziemlich straight los, dann kommt ein Basslauf hinein, der klingt, als sei er unter Wasser aufgenommen, und schließlich Danis betörende Stimme: All I know is you got me going round. Oh ja. „Around the house“ ist ein Album, das man zu Hause auf dem Sofa wie im Club hören kann. Und auch wenn die Stücke heute etwas langsam wirken mögen – der Sound begeistert immer wieder aufs Neue. Umso mehr vielleicht, wo man mit den steigenden Temperaturen wieder öfters vors House gehen kann.SEBASTIAN FRENZEL