Wurzeln in der neuen Heimat

Köln soll einen interkulturellen Garten bekommen, in dem Menschen verschiedenster Herkunft gemeinsam arbeiten können. Ein Verein verhandelt mit der Stadt über eine Brachfläche in Niehl

Von CHRISTIANE MARTIN

Der neu gegründete Verein „Interkultureller Garten Köln“ will nun auch in der Domstadt ein deutschlandweit bewährtes Projekt initiieren, das Migranten und Einheimische auf ganz besondere Weise einander näher bringen kann. Auf einer etwa 1.500 Quadratmeter großen Fläche soll ein Garten entstehen, der in einzelne Parzellen unterteilt ist. Menschen verschiedenster Herkunft können dort Kräuter, Gemüse, Blumen anbauen – jeder nach seinen eigenen Wünschen und kulturellen Bedürfnissen.

„Menschen, die eine neue Heimat suchen, bekommen hier einen Raum, um Wurzeln zu schlagen – im wahrsten Sinne des Wortes“, beschreibt Ingrid Holzmayer, eine der Initiatoren, das Ziel des Projekts. „Hier können sie das tun, was sie mitunter am meisten vermissen: die Erde mit eigenen Händen bearbeiten, etwas heranwachsen sehen und ihre Umgebung aktiv gestalten.“ Neben dem Kulturraum, der so entstehe, schaffe ein interkultureller Garten aber auch Naturraum und fördere den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.

Seit einem Jahr bemüht sich die Historikerin mit weiteren sechs Aktiven und einem größeren Kreis von Unterstützern, diese Pläne in die Tat umzusetzen. Leicht hatten sie es dabei bisher nicht immer. Eine Hand voll Kooperationspartner wie KölnAgenda und die Stiftung Interkultur stehen zwar organisatorisch zur Seite, aber eigentlich fehle ein Lokalpolitiker, der sich des Projekts ernsthaft annimmt. „Keine Partei ist so richtig darauf angesprungen“, wundert sich Holzmayer. In einer Stadt wie Köln mit fast 20 Prozent Migranten komme so ein Integrationsprojekt doch wie gerufen.

Vor allem bei der Suche nach einer geeigneten Fläche hätte der Verein politische Schützenhilfe gut gebrauchen können, denn die habe sich schwierig gestaltet, so Holzmayer. Ein in Bickendorf gelegenes Gelände, das die Stadt Köln zur Verfügung stellen wollte, schied aus, weil sich die unmittelbaren Anwohner gegen einen interkulturellen Garten vor ihrer Haustür wehrten. „Wir wollen mit unserem Projekt niemanden provozieren. Deshalb haben wir uns nach einer anderen Fläche umgesehen“, sagt Holzmayer achselzuckend.

Derzeit gebe es sehr konkrete Verhandlungen mit der Stadt Köln über eine Brachfläche in Köln-Niehl, die sich aus Sicht des Vereins eignen würde. Die Fläche sei groß genug, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, und es gäbe keine direkten Nachbarn, die man stören könnte. Auch die Höhe der Pacht – 29 Cent pro Quadratmeter – hält der Verein für vertretbar. Da diese Kosten sich allerdings nicht auf die Gartennutzer umlegen lassen, weil die zum überwiegenden Teil finanziell eher schlecht gestellt sind, hofft man auf Fördergelder auch aus städtischen Töpfen.

Angesichts leerer Kassen und dem bisher eher gedämpften Interesse seitens der Politiker an dem Projekt bleibt nun abzuwarten, wie die Verhandlungen ausgehen. Holzmayer und ihre Vereinskollegen würde ein baldiger Start sehr freuen. „Bisher sind wir ja nur dabei, den Rahmen zu schaffen. Wir warten auf grünes Licht, um endlich richtig loslegen zu können“, sagt die 30-Jährige. An interessierten Gärtnern wird es nicht mangeln, vermutet sie. Der Verein sucht trotzdem noch Mitstreiter. Wer in internationaler Gesellschaft säen und ernten möchte, sich an Planung und Organisation beteiligen kann oder das Projekt mit Spenden unterstützen will, ist herzlich willkommen.

Kontakt und Info: www.interkultureller-garten.de