Warum sie sterben musste

TSCHETSCHENIEN Wer profitiert vom Mord an der russischen Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa?

Natalja Estemirowa kritisierte zwar die Machthaber, aber sie arbeitete auch mit ihnen zusammen. Als der tschetschenische Präsident ihr anbot, Mitglied eines Menschenrechtsrats zu werden, willigte sie sofort ein. Doch nach einem ersten Konflikt wurde sie entlassen. „Ja, ich weiß, dass meine Hände voller Blut sind. Doch dafür schäme ich mich nicht. Ich habe schlechte Menschen getötet und ich werde es weiter tun“, drohte Kadyrow, laut „Memorial“, Estemirowa. Moskauer Menschenrechtsorganisationen berichteten immer wieder von Folter, Vergewaltigungen, Entführungen und Morden in Tschetschenien. Die Quelle dieser Informationen war oft Natalja Estemirowa. Die Historikerin und Journalistin Estemirowa dokumentierte zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und übermittelte sie an ihre Unterstützer. Mit dem Mord an Kadyrows schärfster Kritikerin ist nun die wichtigste unabhängige Informationsquelle aus Tschetschenien versiegt. 500 Kilometer von Grosny entfernt, in Sotschi, finden 2014 die Olympischen Winterspiele statt. BC

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