Trauernicht traut sich was

KRÜMMEL Zuständige Ministerin wirft AKW-Betreiber Vattenfall Verharmlosung vor

Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) hat dem Betreiber des Atomkraftwerks Krümmel die Verharmlosung von Problemen vorgeworfen. Vattenfall habe nach der Schnellabschaltung des Reaktors keine Sensibilität für die Situation gezeigt, sagte die für die Atomaufsicht zuständige Ministerin in einer Sitzung des Sozialausschusses des Landtags in Kiel. Auch sei nicht zu erkennen, dass das Unternehmen die notwendigen Konsequenzen aus dem Fall gezogen habe, so Trauernicht weiter. Insbesondere das Qualitätsmanagement weise „strukturelle Mängel“ auf.

Krümmel war am 4. Juli nach einem Transformator-Kurzschluss vom Netz gegangen, nachdem es zuvor wegen eines ähnlichen Fehlers schon einmal fast zwei Jahre stillgestanden hatte. Sie frage sich ernsthaft, ob Vattenfall aus dieser Geschichte nichts gelernt habe, sagte die Ministerin nun. Nach dem erneuten Zwischenfall hatte der Betreiber noch weitere Probleme in der Anlage entdeckt, unter anderem ein defektes Brennelement.

Der Geschäftsführer von Vattenfall Europe Nuclear Energy, Ernst Michael Züfle, räumte Fehler seines Unternehmens ein. Jedoch habe keines der Probleme eine Gefahr für die Sicherheit dargestellt. Zwar hätten die Transformatoren 2011 planmäßig ausgetauscht werden sollen. An Funktionsfähigkeit und Sicherheit der alten Trafos habe aber kein Zweifel bestanden.

Dem widersprach Trauernicht. Gerade weil es Probleme mit Teilentladungen gegeben habe, sei vereinbart worden Messgeräte einzubauen, sagte sie. Dies hatte das Unternehmen versäumt. Eine Erklärung für dieses Versäumnis konnte Züfle auch gestern nicht liefern. Er kündigte an, Arbeitsabläufe zu optimieren und das Zusammenwirken von Mensch und Technik im Kraftwerk zu verbessern. „Wir wollen“, sagte er, „ein guter Nachbar für die Krümmeler sein.“  (dpa)