Autofahrer im Vorteil

Für den Ausbau von Autostraßen macht die Stadt Köln Geld locker, für bereits genehmigte Fahrradwege nicht

KÖLN taz ■ Die Autofahrer in Köln können sich freuen. Trotz riesiger Löcher im Etat will die Verwaltung in diesem Jahr für den Straßenbau 4,1 Millionen Euro locker machen. Mit dem Geld soll die Opladener Straße verlegt und die Oskar-Jäger-Straße ausgebaut werden. Dies sehen zwei Vorlagen der Verwaltung für den Verkehrsausschuss am morgigen Dienstag vor.

Das Geld fehlt jetzt an anderer Stelle. Denn gleichzeitig teilte das Amt für Stadtentwicklung den Verkehrspolitikern lapidar mit, dass der Ausbau des Radwegenetzes zur Fußballweltmeisterschaft 2006 wegen Geldmangels wohl gänzlich ins Wasser fällt. Nun sollen nur noch „punktuelle Unterhaltungsmaßnahmen“ getroffen werden.

Die Autokritiker vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sind empört. „Die Verantwortlichen müssen auf den unnötigen Straßenbau verzichten“, fordert Roland Schüler vom VCD Köln. Stattdessen solle das vorhandene Geld lieber für die Sanierung der Radwege an der Aachener Straße und dem Maarweg ausgegeben werden, die im Rahmen der Verkehrsleitplanung für die WM 2006 beschlossen wurde. „Dafür waren zwei Millionen Euro eingeplant“, erklärt Schüler.

Kölns Fahrradbeauftragter, Thorsten Claußen, bedauert zwar, dass die Radwege jetzt nicht saniert werden. „Aber eine komplette Sanierung ist wegen der angespannten Haushaltslage nicht möglich“, argumentiert er. Gegenwärtig würden nur noch unbedingt notwendige Reparaturen ausgeführt. „Der Autoverkehr ist der Gewinner“, gibt der Fahrradbeauftragte zu. Dennoch kann Claußen die Kritik des Verkehrsclubs nicht ganz nachvollziehen. „Schließlich entstehen an der Opladener Straße und der Oskar-Jäger-Straße auch neue Radwege.“ THOMAS SPOLERT