Das katholische Köln trauert

Tausende Gläubige pilgern zum Kölner Dom, um ihrem verstorbenen Papst Johannes Paul II. zu gedenken. Bis zur Beerdigung sollen im Bistum täglich eine Viertelstunde lang Kirchenglocken läuten

KÖLN taz ■ Die Szene mutet etwas bizarr an. In einer Nische am Dom, direkt neben dem Eingang, hat sich eine junge Frau niedergelassen. Sie hat ihren Hund im Arm. Und sie liest. Die unzähligen Menschen, die es an diesem Sonntag Mittag an ihr vorbei ins Innere der Kathedrale zieht, scheint sie einfach zu ignorieren. Auch durch die etlichen Kamerateams, die sich auf dem Domvorplatz aufgebaut haben, lässt sie sich nicht beeindrucken. Nur manchmal hebt das Mädchen mit dem Ring in der Lippe für ein paar Sekunden den Blick. Ein kurzes sanftes Lächeln. Dann gleiten ihre Augen schnell wieder zurück auf die Seiten ihres Buches. Es ist von Jean-Paul Sartre. Der Titel: „Das Spiel ist aus.“

Im Dom zünden derweil Menschen Kerzen an. Einige knien nieder, beten mit geschlossenen Augen und gesenktem Haupt. Manche weinen. Bereits unmittelbar nach der Nachricht vom Tod Karol Wojtylas am Samstagabend waren rund 5.000 Gläubige zum Dom gezogen. Auch jetzt sind erneut sehr viele gekommen, um ihrem Papst Johannes Paul II. zu gedenken.

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma reagierte betroffen auf den Tod des Papstes. Bei seinen zwei Besuchen in der Stadt 1980 und 1987 habe der Pontifex „die Herzen der Bürger im Sturm erobert“, so Schramma. „Die Kölner hatten sich schon sehr auf ein Wiedersehen beim Weltjugendtag gefreut.“

Auch die nächsten Tage stehen im Erzbistum ganz im Zeichen der Trauer um das verstorbene Kirchenoberhaupt. Wie in anderen Bistümern auch, wird bis zu seiner Beerdigung täglich ein viertelstündiges Trauergeläut erklingen. Am 8. April findet im Dom ein Pontifikalrequiem statt. PASCAL BEUCKER