Alles im baumfreien Bereich

Mit dem Umbau am östlichen Teil des Boulevards Unter den Linden findet ein jahrelanger Streit ein vorläufiges Ende. Bäume sollen nicht gefällt werden, dafür soll alles bis zur WM 2006 fertig sein

VON TINA HÜTTL

Es gab Zeiten, da reichte eine Currywurstbude am Pariser Platz, um die Gemüter so richtig zu erhitzen. Doch das ist aus und vorbei. Wenn heute die Umbauten am Forum Fridericianum, dem östlichen Teilstück des Boulevards Unter den Linden, beginnen, sind nur zufriedene Gesichter zu sehen. Und schnell gehen soll es auch. Bis zur Fußball-WM sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Zufrieden ist vor allem Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), die einen jahrelangen Streit um die Gestaltung des Boulevards beenden kann. Denn die Diskussionen um die Neugestaltung reichen bis zum Beginn der 90er-Jahre zurück, als der Architekt Hans Kollhoff im Auftrag des Senats zum ersten Mal sein Gestaltungsgutachten für den Boulevard vorlegte.

Gut zehn Jahre später werden seine Pläne nun umgesetzt, wie Katrin Vietzke, Fachbereichsleiterin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erklärt. Allerdings nur auf den 200 Metern zwischen der Universitätsstraße und der Straße Hinter dem Gießhaus. Dort werden die Gehwege auf bis zu elf Meter verbreitert und die Fahrbahnen um rund vier Meter verschmälert.

Endgültig aufgeräumt wird auch mit dem fast 20 Meter breiten Parkplatz auf dem Mittelstreifen, damit der ursprüngliche Platzcharakter des historischen Forums Fridericianum nicht mehr mit Autos verstellt wird. Zudem werden die Fußgänger künftig auf Bürgersteigen aus Bernburger Mosaiksteinpflaster und schlesischem Granit flanieren, was der historischen Berliner Bauweise entspricht.

„Wir beginnen mit diesem Teilstück, weil hier weder die geplante U-Bahn-Linie durchführen wird noch irgendwelche Bäume stehen“, so Vietzke. Das honorieren auch die Grünen. Wo keine Bäume stehen, können nämlich auch keine gefällt werden.

Vor zwei Jahren war das noch anders. Als Junge-Reyers Vorgänger Peter Strieder (SPD) seine persönlichen Prachtstraßenpläne auspackte, wollte er zwar ebenfalls die Gehsteige verbreitern, dafür aber die rund 300 Lindenbäume zwischen Wilhelm- und Glinkastraße fällen. Der Grund: Sie seien größtenteils krank. Eine Koalition aus Pflanzenschutzamt, CDU und Grünen zog in den Kampf für die Bäume, der erst mit dem Ausscheiden Strieders ein glückliches Ende fand.

Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, sah in Strieders Plänen eine „ökologisch unsinnige Millionenverschwendung“. Die nun rund 3 Millionen teuren Umbaumaßnahmen am Fridericianum dagegen findet sie vernünftig.

Und das, obwohl Hämmerling mit ihrem eigenen Konzept für den Boulevard, dem Kurfürstendamm-Modell, scheiterte. Demnach sollten die Fahrbahnen wie am Ku’damm in jeder Richtung auf nur eine Spur plus Sonderspur für Busse, Räder und Taxis begrenzt werden. „Entscheidend ist aber“, sagt sie, „dass die erst hinter dem Forum beginnende Allee nun nicht angetastet wird.“