Hickhack um Wiedekings Abgang

MACHTPOKER Für den Porsche-Chef wird es immer unbequemer. Nun wird schon Produktionsvorstand Michael Macht als Nachfolger genannt. Als Abfindung sind 100 Millionen Euro im Gespräch

BERLIN taz | Die Auseinandersetzungen über die Zukunft von Volkswagen und Porsche werden weiter über die Medien geführt. So meldeten am Freitag der Spiegel und die Wirtschaftswoche übereinstimmend, die Tage von Wendelin Wiedeking als Chef des Sportwagenherstellers Porsche seien vorbei. Auch den Nachfolger wollten beide schon kennen: Es solle der bisherige Porsche-Produktionsvorstand Michael Macht werden. Wie schon einmal in dieser Woche dementierte Porsche umgehend. „Uns ist nichts bekannt“, sagte ein Sprecher. Später hieß es sogar: „Das ist absoluter Quatsch.“ Auch Betriebsratschef Uwe Hück wies die Berichte zurück.

Mit Wiedekings Abgang wäre im Machtpoker zwischen den beiden Konzernen – und den rivalisierenden Porsche-Besitzerfamilien Porsche und Piëch – eine Vorentscheidung gefallen. Tatsächlich berichteten auch Agenturen über eine grundsätzliche Einigung, die auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Donnerstag besiegelt werden soll. Demnach hat sich Piëch mit seinem Plan durchgesetzt, nach dem VW knapp die Hälfte an der Porsche AG übernehmen und der Sportwagenbauer als zehnte Marke integriert werden soll. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte, das Emirat Katar werde mit 20 Prozent in den erweiterten Konzern einsteigen.

Der 48-jährige Macht ist der erfahrenste im Porsche-Vorstand. Der gelernte Maschinenbauer und Fertigungsspezialist ist seit 1990 in der Firma. Er gilt als Ziehsohn Wiedekings, der ihn früh zu seinem Referenten machte und dann 1998 in den Vorstand holte. Andererseits war es VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piëch, der den Westfalen schon 2007 als Porsche-Chef ins Gespräch gebracht hatte. Macht hatte an der Spitze von Porsche Consulting auch die Sanierungsmaßnahmen bei VW Nutzwagen begleitet. Er kennt sich also in beiden Unternehmen aus.

Die Lancierung des potenziellen Nachfolgers setzt Wiedeking weiter unter Druck. Agenturen meldeten denn auch, er habe bereits einen Arbeitsrechtler für seine Abfindungsverhandlungen engagiert. Laut der Süddeutschen Zeitung könnte der goldene Handschlag bis zu 100 Millionen Euro betragen. Das klingt nicht sehr weit hergeholt angesichts früherer Berichte des Manager Magazins, dass Wiedeking 2008 mit 77,4 Millionen Euro der bestbezahlte Manager Europas gewesen sei. BEATE WILLMS