Das Los der alternden Gesellschaft

ALTENPFLEGE Der Pflegekräfte-Mangel in Schleswig-Holstein wird sich zuspitzen, warnt die Arbeitsagentur

Schleswig-Holstein ist bundesweit das „Gesundheitsland Nummer 1“ – zumindest, was den Anteil der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft betrifft, sagte Volker Kotte vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, einer Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit, in Kiel. 16,8 Prozent aller Beschäftigten im Norden arbeiteten in diesem Bereich, in Hamburg – bundesweites Schlusslicht – seien es lediglich 11,9 Prozent.

Dabei hat sich der Gesundheitsbereich als Wachstumsbranche erwiesen, wie Kotte mit einer Studie belegte: Die Zahl der Beschäftigten (ohne Azubis) stieg zwischen 2000 und 2010 um 16,4 Prozent. Konkret machte dies 18.100 zusätzliche Arbeitsplätze aus. Dagegen herrschte über alle Branchen eher Stagnation mit lediglich 0,3 Prozent mehr Beschäftigten.

Der Chef der Regionaldirektion Nord der Arbeitsagentur, Jürgen Goecke, sieht auch in Zukunft besondere Arbeitsmarktchancen im Gesundheitsbereich. Dies gelte insbesondere wegen der Vernetzung mit dem Tourismus. Voraussetzung sei aber qualifiziertes Personal.

Dramatische Probleme bereite der Mangel an Altenpflegern, der sich angesichts des demografischen Wandels zuspitzen werde. Dies liege insbesondere daran, dass es längst nicht genügend schulische Ausbildungsplätze für Altenpfleger gebe – in Schleswig-Holstein lediglich 1.330. „Wir brauchen deutlich mehr, das gilt aber nicht nur für Schleswig-Holstein, sondern auch für andere Bundesländer“, sagte Goecke.

Arbeitslose ließen sich aufgrund der bestehenden Gesetze praktisch nicht umschulen zu Altenpflegern. Denn die Ausbildung dauere drei Jahre, die Bundesagentur dürfe aber nur maximal zwei Jahre Ausbildung bezahlen. Altenpfleger sei der einzige Beruf, dessen Ausbildung sich nicht auf zwei Jahre verkürzen lasse, kritisierte Goecke. „Die wachsende Zahl alter Menschen wird mehr Beschäftigung erzwingen, wie das aber gestaltet und finanziert wird, ist eine offene Frage.“  (dpa)