Ein paar Gentechnik-Kritiker dürfen auch mitreden

AGRARPOLITIK Beim runden Tisch Gentechnik, den CDU-Forschungsministerin Schavan initiiert hat, dominierten bisher die Befürworter. Nach Protesten lädt sie nun mehr Gegner zu den Gesprächen ein

BERLIN taz | Noch vor wenigen Wochen hatten Gentechnikkritiker damit gedroht, den runden Tisch zu blockieren, den Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) zur Gentechnik initiiert hat. Sie fanden das Gremium zu einseitig besetzt und sahen ihre Positionen nicht ausreichend gewürdigt. Doch am Montag erklärten die Vertreter einer Allianz aus Umweltschützern, Biobauern, Evangelischer Kirche und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, sie machten ihre Drohung nicht wahr. Das nächste Treffen – es ist an diesem Mittwoch – fände unter ihrer Beteiligung statt. Denn Schavan habe sich bewegt und mehr Kritiker eingeladen.

Schavan will mit dem Gremium in mehreren Sitzungen diskutieren, inwieweit die Regierung die Gentechnik auf dem Acker fördern kann, obwohl sich die Mehrheit der Bevölkerung bei Umfragen dagegen ausspricht. Doch bisher ließ sie nur wenige Gegner mitreden, die Befürworter dominierten. Beim ersten Gespräch im Mai dieses Jahres seien nur 6 der gut 30 Teilnehmer Gentechgegner gewesen, erklärte am Dienstag Hartmut Vogtmann vom Deutschen Naturschutzring. Und Vertreter aus Entwicklungshilfeorganisationen seien gar nicht dabei gewesen. Dabei sei ihre Einschätzung wichtig, da die Gentechniklobby damit werbe, die Ernährung in Entwicklungsländern zu sichern.

Inzwischen, so meinte Vogtmann, habe die Forschungsministerin aber „kleine Schritte“ in die richtige Richtung gemacht. Zwar sei die endgültige Zusammensetzung der neuen Runde noch nicht bekannt, doch immerhin sei es gelungen, zwei weitere Kritiker an den Tisch zu bringen: Neben dem Wissenschaftler Urs Niggli vom Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau ist auch ein Vertreter von Venro, dem Dachverband der Entwicklungshilfeorganisationen, geladen. „Mit der Beteiligung am runden Tisch wollen wir zeigen, dass die Tür noch nicht ganz zu ist“, erklärte Vogtmann. Die Verbände behielten sich aber vor, den Dialog abzubrechen, wenn er erneut zu einer Werbeveranstaltung der Gentechniklobby gerate.

Die Gentechnikkritiker fordern, dass die Auswirkungen von Pflanzen, denen eine neue Erbsubstanz eingebaut wird, umfassender als bisher untersucht werden und zum Beispiel auch sozioökonomische Effekte einbezogen werden. AFE