Neue Hürden für VW und Porsche

ÜBERNAHMEKAMPF Die Fusion der beiden Autokonzerne könnte nach einem Medienbericht an milliardenschweren Steuerzahlungen scheitern. Volkswagen dementiert das

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Bei der geplanten Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW werden immer neue Hürden aufgebaut – ein völliges Scheitern des Deals gilt aber eher als unwahrscheinlich. Zugleich wird die Auseinandersetzung um das Projekt immer schärfer. Nach den Ankündigungen massiver Proteste bis hin zu Streiks durch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wurden am Montag mögliche steuerliche Probleme bekannt. Das Geschäft könnte am Finanzamt sogar noch platzen, schrieb die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Porsche-Aufsichtsratskreise. Es drohten Steuerzahlungen von bis zu 3 Milliarden Euro. Ein VW-Konzernsprecher sagte: „Das ist ein durchsichtiger Versuch, eine gute unternehmerische Lösung zu torpedieren.“

Gewerkschaft gegen Streik

Die IG Metall distanzierte sich höflich, aber bestimmt von den starken Sprüchen des ehemaligen Thai-Boxers Hück. „Uns ist ein geplanter Streik bei Porsche nicht bekannt“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft in Frankfurt. „Die IG Metall ruft nicht zum Streik bei Porsche auf und würde dazu auch nicht aufrufen“, heiß es weiter. Sie will demnach „in Ruhe abwarten“, was am Donnerstag in Stuttgart bei den Aufsichtsratssitzungen von Volkswagen und Porsche entschieden wird. „Wir setzen auf eine einvernehmliche Lösung, die die Interessen der Belegschaften beider Unternehmen wahrt“, erklärte der Sprecher. Dazu gehöre vor allem die Sicherung der Stellen. Der Volkswagen-Betriebsrat hat lange und nun wohl erfolgreich mit Niedersachsen, dem VW-Aufsichtsratschef und dem Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch dagegen gekämpft, Volkswagen in den Sportwagenhersteller einzugliedern. Nachdem Porsche eigens für die Integration des Wolfsburger Konzerns eine neue Holding nach europäischem Gesellschaftsrecht – die Porsche SE – gegründet hatte, waren es ausgerechnet der VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sowie aufseiten von Porsche Hück und dessen Vorstandschef Wendelin Wiedeking, die als Erste massiv aneinandergerieten.

Zur Freude von Hück hatte Wiedeking die neue Holding so konstruiert, dass den 11.000 Porsche-Arbeitnehmern und den weltweit 340.000 VW-Arbeitnehmern jeweils gleich viel, nämlich drei Sitze zustehen sollten. Dagegen zog der VW-Betriebsrat vor Gericht. Die IG-Metall-Spitze setzte ohne Erfolg Vermittlungsgespräche zwischen den verfeindeten Betriebsräten an. In der Gewerkschaftszentrale in Frankfurt hofft man nun, dass mit der geplanten Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern auch der Streit über die Mitbestimmungsregeln für die Porsche SE obsolet wird. Wenn VW wie geplant das operative Geschäft von Porsche in zwei Stufen kauft, ist die Porsche SE allenfalls noch eine Finanzholding für Anteile, die Familien Porsche und Piëch heute an Porsche und künftig an VW besitzen. Eine nennenswerte Belegschaft hat die Gesellschaft dann nicht mehr.

Das Steuerproblem könnte dadurch entstehen, dass der Buchwert der Porsche AG deutlich niedriger ist als der Preis von 8 Milliarden Euro, den VW für die Komplettübernahme der Porsche AG in zwei Schritten wohl zu zahlen bereit ist. Laut SZ werden aber bereits Vorschläge erarbeitet, das Problem zu vermeiden.

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