Süße Sensation auf Eis

In Köln findet der erste schwul-lesbische Eiskunstlauf statt

Eiskunstlauf und Homosexualität gehören zusammen wie Köln und der Dom. So zumindest lautet die langläufige Meinung auch vieler Sportfans, denen die sexuelle Identität ihrer Lieblinge auf dem Eis völlig egal ist. Doch offiziell gibt es keinen deutschen Eiskunstläufer, der sich geoutet hätte. Kein Wunder. Denn bisher hatten die meisten Verbandsfunktionäre der Deutschen Eislaufunion (DEU) erhebliche Berührungsängste mit dem Thema. Doch damit scheint es jetzt vorbei. Beim Breitensport schmilzt das Eis zwischen der DEU und den Homosexuellen. Erstmals hat der DEU-Vorstand einem Eiskunstlaufwettbewerb mit schwul-lesbischer Beteiligung offiziell seinen Segen gegeben. Im Rahmen des Kölner „Christopher Street Day“ (CSD) kämpfen vom 28. Juni bis 1. Juli 2005 beim international besetzten „Fabulous Cup 2005“ SportlerInnen aller Alters- und Leistungsklassen um Medaillen.

„Das ist der aller erste Eiskunstlaufwettbewerb dieser Art in Europa, der als Breitensportereignis anerkannt wurde“, sagt Organisator Sascha Hüllen. Noch 1998 hatte die Internationale Eislaufunion (ISU), in dem die Deutschen Mitglied sind, den homosexuellen EiskunstläuferInnen bei den Gay Games in Amsterdam die Anerkennung versagt. Mit der überraschenden Verbandsentscheidung können nun auch Mitglieder der DEU beim nicht ausschließlich schwul-lesbischen „Fabulous Cup“ ihre Pirouetten drehen.

Hierzulande ist der „Fabulous Cup“ neben dem „Deutschland-Pokal“ in Grimma und dem erstmals im Juni ausgetragenen „International Adult Figure Competition“ in Oberstdorf erst der dritte offizielle Wettbewerb für Freizeitsportler. Sascha Hüllen spricht daher von einer „süßen Sensation“ für das Eiskunstlaufen. Die Idee zu diesem Wettbewerb in Köln kam dem begeisterten Eiskunstläufer nach seiner Silbermedaille bei den schwul-lesbischen Gay Games in Sydney 2002. Sein Sportverein, der SC Janus, bewirbt sich derzeit um die Austragung der Homo-Olympiade 2010. Ein gelungener „Fabulous Cup“ wäre natürlich ein weiterer Pluspunkt für den Favoriten Köln, der sich gegen Kapstadt und Paris behaupten muss.

Ob die DEU-Annäherung an die Homos tatsächlich ein Sinneswandel ist, bleibt aber abzuwarten. „Das wird für viel Diskussionsstoff sorgen“, prophezeit Eissport-Experte Sepp Schönmetzler. Nach wie vor hätten die Eiskunstlauf-Funktionäre „panische Angst, sich lächerlich zu machen“. Dass zwei Männer oder zwei Frauen zusammen Eislaufen, sei für viele noch unvorstellbar. DEU-Preisrichter werden daher beim multisexuellen „Fabulous Cup“ keine Punkte vergeben. „Sie riskieren sonst Probleme im Verband“, befürchtet Schönmetzler. Offenbar bewegen sich alle noch auf sehr dünnem Eis. THOMAS SPOLERT