Hattingen protestiert gegen Globalisierung

Der Rat der Ruhrgebietskommune hat eine Resolution verabschiedet, mit der die geplante Schließung des traditionsreichen Kone-Werks verhindert werden soll. Doch die Chancen für eine Rettung stehen schlecht

HATTINGEN taz ■ In Hattingen kocht der Volkszorn hoch. Grund ist die Ankündigung des traditionsreichen finnischen Rolltreppenproduzenten Kone, die dortige Produktionsstätte zu schließen und nach China und England zu verlagern. Der Rat der Stadt hat nun einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der das Unternehmen aufgefordert wird, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.

In der Erklärung der Kommunalpolitiker heißt es, „der Rat der Stadt Hattingen appelliert dringend an das soziale Verantwortungsbewusstsein der Konzernleitung“. Die Fertigung sei erst 1998 mit „erheblichen öffentlichen Mitteln“ modernisiert worden. Damals waren bereits 160 Jobs der Rationalisierung zum Opfer gefallen.

„Die Unternehmensleitung hat Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten und der Kommune“, erklärt der Kone-Aufsichtsratsvorsitzende Heiko Körnich. Der Betriebsrat habe das Recht, die Entscheidung zu hinterfragen und Gegenvorschläge zu machen. Doch die Produktion am Standort Hattingen sei „auch angesichts der schwierigen Marktsituation“ nicht mehr wettbewerbsfähig. Viel Hoffnung für das Hattinger Werk bleibt deshalb nicht. „Wir wären mit unseren Schließungsplänen nicht an die Öffentlichkeit gegangen, wenn wir noch Alternativen sähen, wie das Werk aufrechterhalten werden könnte.“

Für die Stadt, die seit Jahren mit dem Strukturwandel kämpft, bedeuten die Schließungspläne einen herben Rückschlag. Sollte das Kone-Werk geschlossen werden, verlieren mehr als 300 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz, zudem sind Jobs in vielen Zuliefererbetrieben in Gefahr. Bürgermeisterin Dagmar Goch (SPD) hat deshalb alle BürgerInnen für heute zu einer Solidaritätskundgebung aufgerufen: „Wir wollen alle unsere Solidarität mit den Beschäftigten bei Kone in Hattingen zeigen. Die ganze Stadt muss protestieren, wenn der größte industrielle Arbeitgeber fast alle Arbeitsplätze vernichten will.“ ULLA JASPER