Nazi-Gegner sind sich nicht ganz grün

NPD zieht am 8. Mai nicht durchs Brandenburger Tor. Nun treten sich dort Veranstalter der Gegendemos auf die Füße

Der 8. Mai 2005 ist ein Sonntag. So viel steht fest. Aber ist er auch ein Feiertag? Oder eher ein Gedenktag? Vier Wochen vor dem historischen Datum geht das Gerangel der gesellschaftlich-politischen Bündnisse um Demonstrationsrouten und die Genehmigung von Veranstaltungen in die letzte Runde.

Zwei Organisations-Konglomerate streiten um die größtmögliche Aufmerksamkeit: das „Bündnis 8. Mai“, ein Zusammenschluss linker Gruppen von Ver.di über das Berliner Antidiskriminierungsbüro bis zu Attac, und das bundesweite Bündnis großer Parteien, Verbände und Privatpersonen, das zum „Tag für Demokratie“ ruft.

Für ihren gemeinsamen Gegner, die rechtsextreme NPD, bleibt da am Brandenburger Tor definitiv kein Platz mehr, sagte gestern ein Polizeisprecher. Man prüfe derzeit, ob die Nazis ersatzweise um 14 Uhr vom Alexanderplatz zum S-Bahnhof Friedrichstraße marschieren dürfen. Weit weg ist diese Route nicht von der erträumten.

Das „Bündnis 8. Mai“ will nicht nur alle juristischen Mittel ausschöpfen, um die NPD-Demonstration komplett zu verhindern, sondern auch selbst auf die Straße gehen. Vom Treptower Park zur Straße des 17. Juni – durch das Brandenburger Tor. Genehmigt ist das noch nicht.

Die Macher des „Tages für Demokratie“ bleiben gleich am Brandenburger Tor. Schon am 7. Mai soll der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dort die vom Senat initiierte Veranstaltung eröffnen. Eigentlich wollte das „Bündnis 8. Mai“ dann eine Konferenz abhalten, verschob diese aber nun beleidigt auf Ende des Jahres. „Wir waren die Ersten, die Veranstaltungen angemeldet hatten“, sagt Jutta Kausch, Organisatorin des Bündnisses, mit trotziger Stimme. Ein Zusammenschluss kommt für Kausch nicht in Frage: „Wir feiern den 8. Mai als Tag der Befreiung. Da können wir nicht mit Herrn Stoiber oder Arbeitgeberverbänden im Boot sitzen.“ Die Bündnisse würden zwar nicht gegeneinander arbeiten, so Kausch, aber zusammen auch nicht.

Christopher Fröb vom Organisationsbüro des „Tages für Demokratie“ sieht das anders: „Eigentlich gehören die Bündnisse zusammen.“ Zumindest müssen sie sich den Pariser Platz als Veranstaltungsort teilen. Kausch und ihr „Bündnis 8. Mai“ wollen die Bühne erst dann übernehmen, wenn der Bundespräsident ausgeredet habe und der „Tag für Demokratie“ beendet sei. Etwa ab 16 Uhr soll es losgehen. Fröb wiederum geht davon aus, dass der „Tag für Demokratie“ da noch läuft. CHRISTO FÖRSTER