Irans Expräsident Chatami fordert Volksabstimmung

REGIME UNTER DRUCK „Das Volk soll befragt werden, ob es mit der jetzigen Situation zufrieden ist“, sagt Mohammed Chatami. Unterlegener Kandidat Mir Hossein Mussawi fordert erneut sofortige Freilassung von inhaftierten Demonstranten

TEHERAN rtr | Im Streit um den Ausgang der Wahl hat Irans ehemaliger Präsident Mohammed Chatami eine Volksabstimmung über den Ausgang gefordert. „Das Volk soll befragt werden, ob es mit der jetzigen Situation zufrieden ist“, wurde der Reformer gestern auf einer ihm nahestehenden Internetseite zitiert. „Wenn die große Mehrheit des Volkes mit der jetzigen Situation glücklich ist, werden auch wir sie akzeptieren.“ Der unterlegene Kandidat Mir Hossein Mussawi sagte, dass die nach den Protesten im Juni Gefangengenommenen umgehend entlassen werden müssten. Der iranische Oppositionsführer Mussawi betonte, die Festnahmen könnten Debatten über die Wahl nicht beenden. Wer glaube überhaupt, dass die Protestierenden mit Ausländern zusammengearbeitet und ihr Land in Gefahr gebracht hätten, fragte er bei einem Treffen mit Familien der Inhaftierten. Damit hatte die Regierung die Festnahmen begründet.

Nach relativer Ruhe in den vergangenen Wochen hatten am Freitag wieder Massen protestiert. Der Reformpolitiker und frühere Präsident Haschemi Rafsandschani hatte bei seiner Freitagspredigt erstmals von einer Krise im Iran gesprochen und damit die Konservativen gegen sich aufgebracht. Er sprach zudem von eindeutigen Verstößen bei der Wahl und bezweifelte das offizielle Ergebnis. Chatami nahm Bezug auf Rafsandschani und sagte, dass er ihm recht gebe. Das öffentliche Vertrauen müsse wiederhergestellt werden.

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