„Wir haben viel Arbeit vor uns“

In der deutschen Rugby-Nationalmannschaft der Frauen sind alleine sieben Spielerinnen des FC St. Pauli vertreten. Den Erfolg kennen sie aber nur auf nationaler Ebene: International sind die Rugby-Damen der BRD weit abgeschlagen

Sportlich betrachtet sind die Rugby-Spielerinnen des FC St. Pauli die erfolgreichste Abteilung des Kiez-Clubs. Fünf deutsche Meistertitel schmücken die Braun-Weißen. So richtig ernst genommen werden sie jedoch nicht.

Statt auf den grünen Trainingswiesen der drittklassigen Fußballer, trainieren sie auf einem vereinsfremden Gelände an der Saarlandstraße. Jeden Mittwoch und Freitag ab 19 Uhr. Lohnend, möchte man meinen, haben doch immerhin schon 20 Frauen des Vereins das Nationaltrikot übergestreift.

Sieben Nationalspielerinnen spielen derzeit bei der 9. Europameisterschaft in Hamburg am Millerntor, der Heimstätte der St. Pauli-Fußballer. Obwohl nur Teams der B-Gruppe um den Titel kämpfen, knüpfen die Verantwortlichen große Erwartungen an das Turnier. „Wenn rund eintausend Zuschauer am Finaltag kommen sollten, ist das Besucherrekord für eine Europameisterschaft der Frauen“, so Verbands-Vizepräsident Claus-Peter Bach, der auch dem Vorstand des europäischen Verbandes angehört. Auch für diesen, so der Funktionär, „wäre das ein wichtiges Signal“.

Für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft der Frauen bedeutete der vergangene Donnerstag ein Debakel: Die Gastgeberinnen verloren ihr Halbfinale gegen Italien mit 0:52. Trotzdem will das Team noch Dritter werden. „Ich denke, dass die Mannschaft das schaffen kann“, sagte Bach nach der Begegnung. Im Spiel um Platz drei steht die Auswahl von Bundestrainer Gerard Scappini am Samstag (14.00 Uhr) der Mannschaft Schwedens gegenüber, die im anderen Halbfinale mit 7:8 gegen die Niederlande verloren hatte. Im Finale trifft das Oranje-Team am Samstag um 16 Uhr auf Italien. Der Sieger des Turniers steigt in die A-Gruppe auf, der zurzeit England, Frankreich, Spanien, Schottland, Wales und Irland angehören.

Für Bach kam die deutliche Niederlage im Halbfinale nicht überraschend: „Italien gehört zu den fünf besten Nationen Europas. Ich selbst hatte vor der Partie befürchtet, dass wir sogar dreistellig verlieren könnten.“ Der Abstand zu den Nationalteams aus der A-Gruppe ist gewaltig. Mit Blick auf die Weltmeisterschaften 2006 in Edmonton/Kanada und die finanziellen Belastungen haben die Mannschaften der A-Gruppe auf eine Europameisterschaftsteilnahme verzichtet.

„Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagt Spielführerin Ninja Duri vom FC St. Pauli im Hinblick auf das internationale Geschäft. Die Spielerinnen des FC St.Pauli werden nach der EM erst mal wieder den nationalen Titelgewinn ins Visier nehmen: Momentan belegen sie in der Bundesliga Platz vier hinter den Teams SC Neuenheim, SC Germania List und ASV Köln. FOG