mauergedenken
: Beerdigt endlich die Kreuze!

Die umstrittenen Mauerkreuze müssen weg, meint das Landgericht Berlin. Wegkommen werden sie deshalb aber noch lange nicht. Denn die selbst ernannte Kreuzritterin Alexandra Hildebrandt definiert den Räumungsbefehl kurzerhand zu einem Sieg für sich um: Durch den Prozess werde allen bewusst, auf welch historischem Boden der Checkpoint Charlie stehe. An den Abbau der fragwürdigen Installation denkt Hildebrandt keine Sekunde.

KOMMENTAR VON TINA HÜTTL

Die Kämpferin gegen den Unrechtsstaat DDR und ihre Getreuen, die SED-Opferverbände, zeigen einmal mehr, was ihnen der Rechtsstaat Bundesrepublik wert ist. Die Ignoranz gegenüber dem Urteil zeigt aber vor allem noch etwas anderes: Die Schlacht um die 1.065 Holzkreuze wird weniger vor Gericht gewonnen als vielmehr durch die Aufmerksamkeit der Medien. Auch wenn Museumschefin Hildebrandt, wie angekündigt, in Berufung gehen will, glaubt sie wohl selbst kaum an einen juristischen Sieg. Zu kurzen Prozess machte Richterin Johansson mit der Museumschefin, zu eindeutig ist die Sachlage für die Grundstücksbesitzer.

Mit ihrer Berufung spielt Hildebrandt vor allem auf Zeit und auf politischen Leidensdruck. Der Vorstoß von CDU-Fraktionschef Zimmer, der den Senat zum Kauf des Grundstücks auffordert, gibt ihr Recht. Und solange sie prozessiert, stehen die selbst gebastelten Mauerkreuze als Disney-Land bombenfest.

Derweil will Hildebrandt mit der Öffentlichkeit diskutieren, wie ein Gedenken an die Mauertoten an diesem Ort aussehen kann. Dass dies wirklich bitter nötig ist, dokumentiert der Endlosstreit in der Tat. Doch nicht unter den Bedingungen, die Hildebrandt mit ihrer Weigerung schafft. Für sie ist ein Abriss der Kreuze für die Maueropfer der zweite Tod. Viel Raum für Alternativen bleibt da allerdings wohl kaum.