Randnotizen

Tattoos und T-Shirts

An der Frage, ob Tätowierungen Verzierungen oder Verunzierungen darstellen, scheiden sich normalerweise die Geister. Sie können jedoch auch ganz einfach ein Dokument der Zeitgeschichte sein – wie sich nach der Naturkatastrophe an der Andamanensee herausgestellt hat: Manch ein Überlebender hat sich die persönliche Erinnerung an die Naturkatastrophe in Form von Riesenwellen auf der Haut verewigen lassen.

Wer es weniger schmerz- und weniger dauerhaft möchte, der kann sich an die weißen „Tsunami T-Shirts“ halten, die mancherorts mit entsprechenden Farbaufdrucken angeboten werden. Zum Geschäft wurden in Thailand aber auch – wen wundert es in einem Land, in dem neben Ussama-Bin-Laden-Gummimasken auch Hakenkreuzhelme zu erstehen sind – etliche Amateurvideos und Fotos, die Augenzeugen von der Katastrophe geschossen haben. Sie werden nun zur Verblüffung westlicher Besucher als Souvenirs hauptsächlich in Patong verkauft.

Meeresangst

Einhellige Erleichterung herrschte darüber, dass die nur an den Küsten und auf den Inseln der Andamanensee lebenden und daher besonders von Flutkatastrophen bedrohten „Chao Leh“ oder „Moken“ den Tsunami entgegen ersten Befürchtungen weitestgehend unbeschadet überlebt hatten. Wie es ihnen offenbar von den Vorfahren überliefert worden ist, hatten die Seenomaden – vor allem auf dem südburmesischen Mjeik-Archipel – die ersten Anzeichen des herannahenden Unheils erkannt und sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Doch im Distrikt Ban Thung Wan bei Takua Pa (oberhalb von Khao Lak) zum Beispiel haben 77 Familien zahlreiche Angehörige sowie ihre gesamten Behausungen und Fischerboote verloren. Die Überlebenden sind derart traumatisiert, dass sie – auch wenn sie wieder Boote hätten – nicht mehr auf das Meer hinausfahren wollen. Doch auch eine Umschulung zu Bauarbeitern oder Kunsthandwerkern gestaltet sich als extrem schwierig, da die Familien stets auf Abgrenzung von den übrigen Festlandbewohnern bedacht sind. VK