Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit

Globales Lernen in Berlin-Brandenburg und Entwicklungs- zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Ländern des Südens

■ Die Initiative sucht BildungsreferentInnen, die Projekttage an Schulen anbieten wollen. Am 6. März findet zudem das Akteurstreffen für die kommenden Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage statt. Interessenten können gerne Kontakt aufnehmen.

■ Im Netz:

www.gse-ev.de

■ Kontakt:

gse.berlin@gmx.de

„Gerecht ist die Welt wirklich nicht“, sagt Adina Hammoud von der Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit (GSE). Am liebsten würde die GSE deshalb den Kapitalismus abschaffen. Da das nicht von heute auf morgen zu schaffen ist, hat sie sich ein kleineres Ziel gesetzt: „Wir wollen Menschen, die am meisten unter der strukturellen Ungerechtigkeit zu leiden haben, dabei unterstützen, ihre Lebenssituation zu verbessern“, sagt Hammoud.

Dieses Ziel versucht die GSE auf verschiedenen Wegen zu erreichen: Zum einen unterstützt sie in Ländern des globalen Südens Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, die von dortigen Partnern konzipiert und durchgeführt werden, und versucht, den fairen Handel in Deutschland zu fördern. Zum anderen macht sie durch Bildungsangebote Jugendliche und Erwachsene auf die Probleme des globalen Südens aufmerksam. „Die Leute sollen verstehen, warum ihr T-Shirt so billig ist“, kommentiert Hammoud.

Die Geschichte der GSE beginnt 1990, in den letzten Monaten der DDR. Eine kleine Gruppe von Menschen, die mit der Idee der Solidarität aufgewachsen sind, suchte Perspektiven jenseits bloßer Spenden. 1990 rief man zu einer Gründungsversammlung ins Audimax der Humboldt-Universität Berlin, an der etwa 300 Menschen teilnahmen. Von Anfang an war klar, dass Projekte in Entwicklungsländern unterstützt werden sollten. Da viele AktivistInnen persönliche Beziehungen zu Menschen aus den Ländern hegten, konnte die Arbeit bald beginnen. Das erste Projekt der GSE war die Ausstattung der Werkstatt eines technischen Gymnasiums auf Sansibar.

Parallel dazu wurde die entwicklungspolitische Bildungsarbeit aufgebaut. Später kam ein Weltladen dazu, in dem fair gehandelte Produkte verkauft werden. Dabei war der GSE immer wichtig, die drei Bereiche Entwicklungszusammenarbeit, Bildung und fairer Handel miteinander zu vernetzen: Während die Erfahrungen aus den Projekten in Ghana, Indien und Sansibar in Schulprojekte und Seminare einflossen, kamen die Erlöse aus dem Weltladen Produzentenkooperativen zugute. Der faire Handel bietet wiederum Ansatzpunkte und lebendige Anschauung für interessante Schulprojekte.

Das derzeit wichtigste Arbeitsfeld ist das globale Lernen. Die GSE bietet Schulen in Berlin und Brandenburg Unterrichtsprojekte an, in denen gleichzeitig Alltagsprobleme der Menschen in Entwicklungsländern behandelt und Zusammenhänge zum hiesigen Konsumverhalten hergestellt werden. Um eine eurozentristische Perspektive zu vermeiden, werden die Projekttage in der Regel von BildungsreferentInnen aus den jeweiligen Regionen durchgeführt. Die ReferentInnen arbeiteten auch an zwei Publikationen zum Thema „Wasser auf vier Kontinenten“ mit: einem Lesebuch für Kinder und einem Methodenheft für LehrerInnen.

Darüber hinaus ist die GSE in verschiedenen Bildungsprojekten vernetzt. Eines dieser Projekte ist „Awareness for Fairness“, mit dem die Qualität von Bildungsangeboten verbessert und das Thema in der Bildungslandschaft Deutschlands verankert werden soll. Getragen wird das im Jahr 2010 initiierte Projekt von der Berliner Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen, beteiligt sind weitere Vereine aus Berlin und europäische Städten.

Weiterhin ist die GSE Mitorganisatorin der jährlich stattfindenden Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT), auf der seit 2004 nach Lösungen für die Probleme der Länder des globalen Südens gesucht wird. „Durch die Bildungsprojekte leisten wir Entwicklungsarbeit in Deutschland“, resümiert Hammoud.

Über die Bildungsarbeit hinaus werden auch weiterhin Projekte in Ländern des Südens unterstützt. In Akrofu Gbela in Ghana wurde zum Beispiel die Errichtung einer Gesundheitsstation mitfinanziert, in Indien Schulen ausgestattet und Trinkwasserversorgung gesichert. Eine Partnerorganisation in Bolivien plant den Umbau eines Busses zu einem mobilen Klassenzimmer, mit dem Jugendlichen und Kindern der benachteiligten Viertel der Stadt El Alto Schulunterricht ermöglicht werden soll. Wichtig ist der GSE die Zusammenarbeit auf Augenhöhe: Keine paternalistische Hilfe soll geleistet werden, sondern Unterstützung bei der Realisierung eigener Ideen und Projekte. Schließlich wissen die Menschen vor Ort am besten, was benötigt wird. „Wir sehen unsere Partner als aktive und kompetente Gestalter, nicht als hilfsbedürftige Arme“, fasst Hammoud die Entwicklungszusammenarbeit der GSE zusammen.

LUKAS DUBRO