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Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Es gibt Bücher, die kann auch kein noch so brillanter Computer ersetzen: seltene und schöne Bücher, die gespickt mit Bildern einem das Wasser in die Augen treiben und Hände fickerig werden lassen. Seit ein paar Tagen liegt nun der Katalog zu der ersten Sonderauktion 2012 des Berliner Auktionshauses Hauf & Auvermann vor mir. Beim Blättern in „Seltene und schöne Bücher“ bin ich schier überwältigt; es sind die seltsamsten Maschinen, die der Architekt, Ingenieur und Erfinder Georg Andreas Boeckler 1673 zu „Technik“ mit etwa 150 Bildern vereinte. Und doch ist es nur eine der 589 Welten, von denen ich mich kaum losreißen kann. Mit 600 Euro Mindestgebot gehört das Werk noch zu einem der günstigeren Angebote. Los geht es ab 400 Euro etwa mit HAP Grieshabers „Totentanz von Basel“ mit 40 Original-Farbholzschnitten (1966) und so vielen Herrlichkeiten, dass ich mir mühsam meinen Kontostand ins Gedächtnis rufe. Und doch nimmt der Rausch kein Ende. Die russische Avantgarde ist nicht allein durch die eher unbekannten, umso entdeckungswürdigeren Karikaturisten Nicolai und Sergei Legat mit einer Mappe von 84 Tafeln (1902–1905) für ein Mindestgebot von 2.000 Euro vertreten. Der Berliner Künstler Hans Bellmer, der posthum die hiesigen Räume der Galerie Buchholz eröffnete, ist mit 10 signierten Radierungen für 2.400 Euro präsent. Diverse Bauhaus-Publikationen geben mir den Rest … Ich brauche Geld! Zumindest aber Zeit, um in die Vorbesichtigung zu schnuppern. Am Sonntag, verspreche ich mir, bewege ich mich zum Runterkommen unter meinesgleichen und feiere den letzten Abend von „Let the Rhythm Hit’Em“ mit Performances von Patrick Jambon, Franziska Latz und Reto Pulver. Sporty Jack wird zuletzt seinen schwerfälligen Caterpillar in Schwung versetzen und der Schau um Kunst und Musik die letzten Zuckungen abverlangen.

■ Auktion 66: Sa., 14. 1., 15–18.30 Uhr, Besichtigung: 11. + 12. Januar, 11–19 Uhr, Infos: buchauktionen-berlin.de, Badensche Str. 29

■ Finissage „Let the Rhythm Hit’Em“, So., 15. Januar, 19 Uhr, bis dahin tgl. 12–19 Uhr, Kunstraum Bethanien, Mariannenplatz 2

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